Johann Otto Haas: Der Lehrer, der es mit den Nazis aufnahm

Chiffrierte Botschaften versteckt in Kissen, hohle Buchdeckel und unsichtbare Tinte – wer in der Zeit des Nationalsozialismus Informationen verbreiteten wollte, musste unkonventionelle Wege gehen. Einer, der im Widerstand ein Netzwerk aufbaute, war Johann Otto Haas.
Der Wiener Hauptschullehrer nahm während der NS-Zeit den Decknamen „Ludwig“ an. In Wien, Salzburg, Tirol und im Süden Deutschlands war die Organisation der Revolutionären Sozialisten tätig, bei welcher Haas als Funktionär agierte.
Rund drei Jahre lang konnte die Organisation, der zu Höchstzeiten mindestens 200 Mitglieder angehört haben sollen, im Untergrund operieren. So wurden etwa Nachrichten über die Rüstungsindustrie gesammelt.
Zum Tode verurteilt
Doch im Juli 1942 flog die Widerstandsgruppe auf. Gemeinsam mit Verbündeten wurde Haas verhaftet und im Dezember 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode durch das Fallbein verurteilt. Acht weitere Monate vergingen, bis das Urteil vollstreckt werden sollte. In dieser Zeit soll Haas Opfer von Folter geworden sein, um über ihn an weitere Informationen zum Netzwerk zu gelangen.
Anders als das ursprüngliche Urteil vorgesehen hatte, soll Otto Haas am 30. August 1944 in Wien durch Erhängen hingerichtet worden sein. Im Zusammenhang mit der Zerschlagung der Widerstandsorganisation wurden weitere Sozialdemokraten angeklagt und verurteilt. Zwölf von ihnen kamen in Untersuchungshaft ums Leben, weitere zwölf, darunter acht Österreicher, wurden exekutiert.
Familiengeschichte
Auch Otto Haas Mutter, die sozialdemokratische Gemeinderätin Philomena Haas, wurde 1942 aufgrund des Verdachts, die staatsfeindlichen Bestrebungen ihres Sohnes durch aktive Mitarbeit gefördert zu haben, festgenommen. Sie wurde zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Kriegsende wurde sie erneut in den Gemeinderat gewählt.
Durch das Elternhaus kamen Otto und sein Bruder Josef schon früh – weit vor dem Zweiten Weltkrieg – in Kontakt mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Bereits in jungen Jahren engagierte sich Otto politisch, war als Funktionär bei den Kinderfreunden aktiv und gehörte den Roten Falken an.
Im Juni 1950 wurde der Gemeindebau in der Winarskystraße in Brigittenau, in dem die Familie Haas einst gewohnt hatte, in „Otto-Haas-Hof“ umbenannt. Heute erinnert eine Gedenktafel an den sozialistischen Widerstandskämpfer.
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