Von wegen Brennpunkt: Wie sich eine Favoritner Schule neu erfindet

Viele Kinder sitzen an Tischen in einem Klassenraum, während zwei Erwachsene sie betreuen und unterrichten.
Viele verschiedene Kulturen und Sprachen, pädagogische Herausforderungen und dadurch bedingte hohe Fluktuation im Lehrkräfteteam: Doch jetzt startet die Volksschule am Keplerplatz neu durch.

Ein Bild mit Planeten und einer aufsteigenden Rakete ist in der Garderobe der Volksschule am Keplerplatz in Favoriten zu sehen. An vielen Wänden des Gebäudes findet man liebevolle und kindliche Dekoration, doch diese Rakete symbolisiert das, was Direktorin Sabina Martins und ihr Team gerade vollbringen, am besten: ein Neustart.

Die Schule verzeichnet einen hohen Ausländeranteil, es gibt nicht nur in der ersten Klasse Kinder, die noch nicht alphabetisiert sind, manche haben Fluchterfahrung und dadurch bedingte Traumata

Eine Gemengelage, die nicht ungewöhnlich ist in Favoriten – bei der Regionalumfrage des KURIER, die gemeinsam mit OGM durchgeführt wurde, haben nur 28 Prozent der Favoritner angegeben, Vertrauen zu haben, dass die Kinder in den Schulen des Bezirks gut aufgehoben seien.

Für das Lehrpersonal eine Herausforderung, darum hatte die Volksschule in der Vergangenheit mit hoher Fluktuation zu kämpfen. Heuer allerdings nicht mehr, sagt Martins. „Alle wollten bleiben, wir haben seit Langem wieder genügend Personal.“

Mehrere Winterjacken hängen an Haken in einem Raum mit einer bunten Weltraumraketen-Malerei an der Wand.

Die Garderobe - mit der motivierenden Rakete.

Das ist aber nicht einfach so passiert. Die Schule hat mithilfe des Unterstützungsangebots „Wiener Bildungsversprechen“ die Trendwende eingeleitet. „Dabei legen Schulen individuell standortspezifische Ziele fest. Die Unterstützungsmöglichkeiten sind auf die Bedürfnisse der Schulen maßgeschneidert“, erklärt Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos). Das Programm wurde 2022 für besonders geforderte Wiener Pflichtschulen von den Neos initiiert und wird auch nächstes Jahr noch weitergeführt.

Vier Schwerpunkte

Am Keplerplatz hat man sich für vier Schwerpunkte entschieden: interne Kommunikation, Außenwirkung, Unterrichtskoordination und Elternarbeit. Zwei der federführenden Lehrerinnen, Erna Mujcinovic und Charmaine Reyes, sprühen vor Elan, wenn sie von den Einzelmaßnahmen sprechen. Es gibt ein gemeinsames monatliches Frühstück, um den Zusammenhalt zu fördern, ein Buddysystem. um neue Lehrkräfte besser einzubinden, eine Schülerzeitung, Alphabetisierungskurse und vieles mehr.

Das zeigt Wirkung, wie sich beim Lokalaugenschein zeigt. Die Kinder machen begeistert bei einem Quiz mit, bei dem es um Hörverständnis geht. Auch bei den Eltern – viele kannten das heimische Bildungssystem nicht – sind Veränderungen bereits bemerkbar. Waren früher zehn Personen bei Elternvereinssitzungen, seien bei der letzten 80 erschienen. „Wir mussten sogar in einen größeren Raum ausweichen“, erzählt Martins. Das Mehr an Arbeit ist auch deshalb bewältigbar, weil sie auf mehr Köpfe aufgeteilt wurde – ein Ergebnis der begleitenden Coachings.

Schönreden will die Direktorin dennoch nichts. „Wir haben viele Herausforderungen, aber wir sind definitiv keine Hotspot-Schule“, sagt sie. „Wir haben so viele geniale Kinder und wir sind ein Team, das gemeinsam Spaß hat und sich weiterentwickelt.“

Die Schule Keplerplatz hat darum auch einen neuen Namen – sie heißt nun nach dem Astronomen Johannes Kepler. Auch das ein Symbol – für Forschergeist und dem Griff nach den Sternen.

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