Bildung und Park: Stadt widmet Semmelweis-Areal um

Im Juni 2019 übersiedelte die Belegschaft der Semmelweis-Frauenklinik in das neu errichtete Krankenhaus Nord.
Am 14. Jänner startet das Verfahren. Die jetzt als Bauland ausgewiesene Bereiche werden zu Grünland bzw. für Bildungszwecke gewidmet.

Die Stadt Wien geht den nächsten Schritt für ihre Pläne zum Semmelweis-Areal in Währing: Das Gelände der früheren Frauenklinik soll ein Standort für eine Universität und Schulen werden. Die restlichen Flächen sollen frei zugängliche Grünflächen - sozusagen ein Park - werden.

Dieses Vorhaben wurde bereits im Mai 2020 angekündigt  - jetzt startet das dazu nötige Widmungsverfahren. Hintergrund des Schritts ist, dass die Stadt die Fläche an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) verkauft hat - der KURIER berichtete. 

Im Vertrag mit der Bundesimmobiliengesellschaft wurde vereinbart, dass die Flächen künftig nur zur "Errichtung und zur Erweiterung einer Schule bzw. Bildungseinrichtung oder universitären Bildungs- oder Forschungseinrichtung genutzt werden“, hieß es damals. 

Das wird jetzt nun auch über die Widmung abgesichert. 

Spekulation verhindern

Die neue Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima betont, dass die rund 4,7 Hektar große Grünanlage eine wichtige Erholungsfunktion für den ganzen Stadtteil erfülle. "Mit dem jetzt startenden Widmungsverfahren sichern wir das Semmelweis-Areal für die Zukunft ab. Wir garantieren so eine wichtige Grünoase für die Wienerinnen und Wiener", teilt sie in einer Aussendung mit. 

Auch die Nutzung der Pavillons sei klar definiert: "Wir schieben jeglichen Immobilien-Spekulationen den Riegel vor."

Auf dem Grund des ehemaligen Gersthofer Schlosses wurde die Anlage 1908 bis 1910 als "Zentralkinderheim" des niederösterreichischen Landes erbaut. 1922 übernahm die Stadt Wien die Einrichtung, da sie von dem Bundesland Niederösterreich getrennt wurde. Zwei Pavillons der Semmelweis-Frauenklinik wurden im Jahr 1943 gegründet. 

2002 wurde sie in die städtische Krankenanstalt Rudolfstiftung des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) eingegliedert. 2019 schloss die Klinik nach 76 Jahren und die Belegschaft übersiedelte in des neu errichtete Krankenhaus Nord.

Zufrieden zeigt sich auch die Währinger Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne): "Es war immer Wunsch des Bezirks, dass am Areal keine Luxuswohnungen entstehen, sondern es weiterhin öffentlich genutzt und die Durchwegung widmungsmäßig abgesichert bleibt." Die Anrainer wünschen sich einen Durchgang zwischen  Bastien- und  Hockegasse, heißt es. 

Stellungnahmen möglich

Sechs Wochen lang, von 14 bis zum 25. Februar, haben Bürger die Möglichkeit, Einsicht in den Flächenwidmungsplan des Areals zu erhalten. Das ist hier online möglich.

Zur Erklärung: Der Plan definiert zulässige Nutzungen und Bebauungsmöglichkeiten des Grundes. Er setzt fest, wann und wo und zu welchem Zweck gebaut werden darf. Die rechtliche Grundlage dafür ist die Bauordnung.

Jeder Bürger kann zu einem neuen Planentwurf eine Stellungnahme einreichen. Diese wird vom Magistrat überprüft, zusammengefasst und anschließend dem Gemeinderat vorgetragen. Dieser soll im Sommer die neue Widmung beschließen, heißt es. 

Man nannte ihn den „Retter der Mütter“. 

Er hatte Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt, dass die Sterblichkeitsrate an Geburtshilfe-Stationen höher war, in denen Ärzte und Studierende arbeiteten, die auch Leichensektionen durchführten.

Er veranlasste sie dazu, sich vor Entbindungen und Untersuchungen Schwangerer die Hände gründlich mit Chlorlösung und später mit Chlorkalk zu desinfizieren. Die Sterblichkeit sank so auf 1,3 Prozent.

Der Chirurg und Geburtshelfer gilt als Erfinder der Händehygiene. Er starb im Alter von 47 Jahren. Sein Name wurde erst nach seinem Tod anerkannt und weltberühmt.

Das zuständige Magistrat bietet zu dem Thema des Semmelweisareals übrigens auch ein Online-Informationsstunde an (21. Jänner, 17 bis 18 Uhr, Anmeldung unter mitreden@ma21.wien.gv.at

Musikschule auch betroffen

Nach dem Verkauf an die BIG bleiben noch kleine Teile der Semmelweis-Flächen in Stadt-Besitz. Dort befindet sich beispielsweise eine Jugendbetreuungseinrichtung der MA 11.

Betroffen von der Flächenwidmung ist auch die Privatmusikschule "Amadeus Vienna", die an die Klinik-Pavillons angrenzt. Sie wurde schon vor geraumer Zeit von der Stadt Wien an private Käufer veräußert. 

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