Bierpartei-Chef Pogo: "Nur blödeln, das sollen andere tun“
Mangelnde Aktivität kann man Dominik Wlazny, besser bekannt unter seinem Alter Ego Marco Pogo, nicht vorwerfen. Neben seiner Band Turbobier vertreibt der 34-Jährige das gleichnamige Bier und ist seit der vergangenen Wahl Bezirksrat in Simmering für die von ihm gegründete Bierpartei. Im Interview zieht er Bilanz über sein erstes Jahr in der Politik.
KURIER: Wie ist die Bezirkspolitik?
Marco Pogo: Es ist totales Neuland und total spannend für mich. Die Bierpartei hat sich ja vom reinen Satireprojekt hin zu doch auch 50 Prozent ernsthafter Inhalte entwickelt und das war eine spannende Metamorphose.
War das beabsichtigt?
Nein, das hat sich so ergeben. Die neu errungene Mitsprache in diesem politischen Zirkus rein zu verblödeln, würde ich schade finden. Das sollen die anderen machen. Anders gesagt: Ich fühle gegenüber allen Wählerinnen die Verantwortung, ihre Stimme vernünftig einzusetzen. Sie haben die Bierpartei gewählt, weil sie von mir unterhaltsame Inhalte sehen wollen und die bekommen sie auch. Aber es haben auch genügend die Bierpartei gewählt, weil sie sich gedacht haben, der macht’s vielleicht wirklich g’scheiter.
Wie nimmt das der politische Mitbewerb auf?
Am Anfang sind sie von mir aufgrund ihrer politischen Fehltritte zum Großteil verspottet worden (im Original nicht „verspottet“, Anm.). Inzwischen haben sie sicher gemerkt, da tut sich was, jetzt schauen wir einmal genauer hin. Da könnte sich ein gewisser Gegenwind aufbauen, aber das halte ich schon aus.
Wie viel Zeit stecken Sie in die politische Arbeit?
Kurz vor den Sitzungen kann es sein, dass ich tagelang dran sitze. Ich habe jetzt zum Glück Mitarbeiterinnen, die mich unterstützen, das ginge nicht anders. Ich bin ja nicht nur Bezirksrat, sondern auch Bundesparteiobmann und betreibe nebenbei Aufbauarbeit. Die nächsten Wahlen kommen bestimmt.
So wie die Bundespräsidentschaftswahl?
Das habe ich unbedingt vor. Ich bin für einen Generationswechsel an der Staatsspitze, kann mir aber auch vorstellen, dass es danach eine Doppelspitze gibt, dass ich Alexander van der Bellen als Mentor hinzuziehe. Er raucht gern, ich trink’ gern, damit haben wir quasi 99,7 Prozent aller Österreicherinnen hinter uns vereint.
Was steht zuvor im Herbst politisch an?
Durch verschärfte Corona-Maßnahmen werden die Wirte wieder ein bisschen ins Straucheln kommen, befürchte ich. Und ich glaube, man hört denen noch zu wenig zu. Deswegen plant die Bierpartei die Etablierung von sogenannten Wirtshauskomitees, wo Wirten Gehör geschenkt werden soll. Und ich bringe nächste Woche den Antrag für den Bierbrunnen in Simmering ein. Alle anderen Fraktionen haben bereits angekündigt, dafür zu stimmen – und davon gehe ich auch aus.
Wie sehr hilft denn die Polit-Karriere der Musik?
Turbobier ist sowieso nicht aufzuhalten, das ist mittlerweile ein etabliertes musikalisches Projekt. Ich finde es auch gut, dass es nach wie vor Leute gibt, die zum einen nicht wissen, dass ich Politiker bin oder zum anderen mit Turbobier nichts anfangen können. Es gibt auch viele, die gerne mein Bier trinken und nicht wissen, dass es eine Band gibt, die so heißt. Ich finde es immer wieder lustig zu beobachten, wie manche Leute draufkommen, was ich alles mache. Manchmal vergesse ich ja selbst, was ich alles mache. Deswegen habe ich jetzt Leute, die mir helfen, mich zu erinnern.
Woran erinnern Sie sich?
Ich habe im Februar mit meiner eigenen Talkshow begonnen, die werde ich fortführen. Und ich habe ein Buch geschrieben, das war ein bisschen ein Lebenstraum. Es heißt „Gschichtn“ und erscheint am 25. Oktober. Das sind amüsant-süffisante Geschichten darüber, was einem im Leben so widerfährt. Man muss Geschichten ja aufschreiben, wenn sie passieren, weil in 20 Jahren weißt du es nicht mehr. Und das habe ich jetzt gemacht.
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