Schenas Simmering, liebes Döbling: So klingen die Wiener Bezirkshymnen

Schenas Simmering, liebes Döbling: So klingen die Wiener Bezirkshymnen
Das Volksliedwerk, Wiens Bezirksmuseen, das Wien Museum und der KURIER suchen Hymnen für die 23 Bezirke: Es gibt viel Luft nach oben – Vorschläge erbeten!
Von Uwe Mauch

Diese Geschichte beginnt in Favoriten. Der zehnte Bezirk sucht derzeit für seine 150-Jahr-Feier im Herbst eine eigene Bezirkshymne. Das warf in der Redaktion die Frage auf: Gibt es andere Bezirke in Wien mit einer eigenen Hymne? 

Die Recherche - unterstützt von Mitarbeitern der 23 Wiener Bezirksmuseen, des Wien Museums und einer Musikwissenschafterin vom Wiener Volksliedwerk - ist noch nicht abgeschlossen. Bevor wir nun die Leserinnen und Leser einbinden möchten, hier ein Überblick über unsere ersten Fundstücke:

Schenas Simmering, liebes Döbling: So klingen die Wiener Bezirkshymnen

Innere Stadt: Vorschläge dringend erbeten

Lieder über „Sankt Stephan“ bzw. den „Steffl“ gibt es zuhauf, berichtet die Musikwissenschafterin Michaela Lehner nach gezielten Recherchen im Archiv des Wiener Volksliedwerks.

Eine Bezirkshymne für den ersten Bezirk (Innere Stadt) konnten hingegen weder sie noch die Ehrenamtlichen des Bezirksmuseums finden.

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"In der Leopoldstadt werd´ ich wieder jung"

Im Archiv des Wiener Volksliedwerks finden sich das "Leopoldstädter Lied" von Leopold Großmann aus dem Jahr 2004 sowie "In der Leopoldstadt werd´ ich wieder jung" von Franz Püttner (1952).

Lieder über den Wiener Prater gibt’s fast so viele wie über den Steffl, auch ein nicht ganz altes von Ernst Molden und seinen Freunden (Video siehe oben).
 

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"D´ Hausherrnsöhnl´n" von Gumpendorf"

"In Gumpendorf drunt auf ein' Eck Nummer zwa steht a dreistöckig's Haus dort, das g'hört dem Papa": Der Gassenhauer aus dem sechsten Bezirk darf bei keinem traditionellen Wienerlied-Wirtshaus-Singen fehlen.

Komponiert hat ihn um 1880 Johann Sioly, der Text stammt von Wilhelm Wiesberg. Eine Hymne aus Mariahilf ist indes nicht bekannt.

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„In der Josefstadt“

Auf die modernste Bezirkshymne Wiens können die Bewohnerinnen und die Bewohner im achten Bezirk hinweisen. Zu verdanken haben sie diese dem Wiener Musiker, Songwriter, Künstler und Kulturvermittler Dominik Nostitz.

Zu Klängen von Tom Waits singt Nostitz ganz am Ende: "und nächtens am platze - da spielt‘s ein konzert - einen ruhigen chopin - durch den der 13 A fährt". Das LobliedIn der Josefstadt“ hat er für seine Aufführungen in der von ihm zur „Pianistengasse“ künstlerisch umgestalteten Piaristengasse geschrieben. Bei Konzerten seiner Kulturinitiative Verein 08 wird die Hymne zum Abschluss stets gemeinsam gesungen.

Im Archiv des Bezirksmuseums in der Schmidgasse 18 befinden sich auch Noten von Liedern aus dem vorigen Jahrhundert, die die Josefstadt besingen.

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Favoriten sucht noch den Superstar

In Favoriten möchte man am 27. September den 150. Geburtstag des zehnten Bezirks feiern. Um diesen gebührend zu begehen, sucht man noch bis Ende Mai eine neue Hymne. Der Aufruf der Bezirksvorstehung richtete sich an alle Interessierten.

In der öffentlichen Ausschreibung heißt es: "Musiker:innen aller Genres sind eingeladen, eine Musik-Text-Komposition abzuliefern, die den 10. Bezirk zum Inhalt hat bzw. unzweideutig Favoriten gewidmet ist." Zudem müsse es sich um originäre Lieder handeln: "Coverversionen werden nicht akzeptiert. Die Werke sollen zumindest zur Hälfte in deutscher Sprache sein."

Eingereicht haben bereits Robert Baum (siehe und höre sein Lied oben), außerdem X3NIA und Harry Kucera.

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„Vom schenan Simmering“

Lieder mit Bezirksbezug gibt es zumindest zwei. Das eine: „Mei´ Simmering“ von Felix Lee und Siegi Preisz (Video hier). Das andere: „Vom schenan Simmering“ von Michael Seida (Video siehe oben).

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"I bin a Penzinger"

Im Bezirksmuseum in Penzing weiß man nichts von einer eigenen Bezirkshymne. Doch es gibt eine: "I bin a Penzinger" vom Komponisten Oskar Burian mit einem Liedtext von Lea Warden. Dieses Lied samt Noten und Text fand Michaela Lehner im Archiv des Wiener Volksliedwerks.

Das Lied lebt - wie so viele Wiener Lieder - in erster Linie von der Vergangenheit: "I bin a Penzinger, des sag i jedem voller Freud – bei uns in Penzing find´t ma noch versteckt die alte Zeit. Das liabe Kircherl ist mir doch schon so vertraut, weil´s ja so freundlich auf die kleinen Gasserl´n schaut."

 

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„Mia zwa aus Ottakring"

Eine eigene Bezirksymne für Ottakring gibt es laut Auskunft der Ehrenamtlichen im Bezirksmuseum am Richard-Wagner-Platz nicht.

Als immerhin inoffizielle Hymne darf aber der "Hergott aus Sta" von Karl Hodina aus dem Jahr 1956 gesehen werden (siehe Video oben). Zur DNA von Wien gehört wohl auch der Textbeginn: "In Ottakring draußt, in an uralten Haus, im Hof in der Speckbachergass'n, is g'lahnt gånz verstaubt, seiner Zierde beraubt, a Herrgott aus Sta' so verlass'n."

Im Gallitzinberg-Lied heißt es wiederum: „Mia zwa aus Ottakring, mia kean zam, wäu mia zwa Zwetschkn san, vom söbm Bam.

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„Das kleine Cafe in Hernals“

Für den 17. Bezirk ist im Bezirksmuseum und auch im Volksliedwerk keine Hymne bekannt. Lieder mit Bezirksbezug gibt es dafür zumindest zwei, zum einen: „Das kleine Cafe in Hernals“. Und für den Ortsteil Dornbach ein Heurigenlied mit katholischem Background: „Der Dornbacher Pfarrer steckt aus …“ (siehe Video oben).

Zudem gibt es natürlich all die Choräle der Sportclub-Fans von der Friedhofstribüne, etwa jenen von der „Liabschaft aus Heanois“.

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„Döbling, mein liebes Döbling“

Das Wienerlied „Döbling, mein liebes Döbling“ von Bernhard Kaempfner (Worte und Musik) hat das Zeug als heimliche Hymne für den 19. Bezirk.

"Mein Döbling ist das allerliebste Fleckerl unserer Stadt", wird gesungen. Und weiter: "Ist Nußdorf und Grinzing nicht süß? Die Hohe Warte, Sievering und das liebe Heiligenstadt sind Schätze, Juwelen gewiß."

Außerdem gibt es etliche bekannte Heurigenlieder mit lokalem Kolorit, zum Beispiel: „Draußen in Sievering blüht schon der Flieder“ oder „Es wird a Wein sein und wir wern nimmer sein“.

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„In der Brigittenau, da bin i z´Haus“

Bissl berührend, wenngleich nicht ganz plausibel ist die besungene Story von dem Baum, der sich in den Wienerwald verirrt hat: „Die Angst und das Hamweh haben ihn geplagt, da hat ihn a Wanderer g’fragt: ja Bua, wo g’hörst denn hin, du arme Seel’.“

Wohin der verlorene Baum hingehört, verraten – hier nicht überraschend – der Titel und der Refrain: „In der Brigittenau, da bin i z’Haus.“ Das Lied „In der Brigittenau, da bin i z´Haus“ von Franz Lahner (Text), Franz Grohner (Musik) und Frank Hesik (Arrangement) ist der Favorit für die ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Bezirksmuseum in der Dresdner Straße.

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„Floridsdorf, du bist a Gfüh“

Der 21. Bezirk besitzt seit 2021 eine eigene Hymne, geschrieben und komponiert hat sie Gerhard Blaboll, vorgetragen wird sie vom Duo "Damenspitz", bestehend aus den beiden Musikerinnen Saskia Fanta und Andrea Schlor.

Der Liedtext "Floridsdorf, du bist a Gfüh" (Video siehe oben) stößt allerdings nicht bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern auf Wohlgefühle. Dass im Bezirk links der Donau "der Bär tobt" und "ständig etwas los ist" können nicht einmal eingefleischte Floridsdorfer bestätigen. Zu viel des Guten, sagt ihnen ihr Gefühl.

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Symbolfoto

"Drunt in der Lobau"

Auch der große Peter Alexander hat es gesungen (siehe Video oben): "Drunt in der Lobau" von Heinrich Strecker aus dem Jahr 1928. Der Refrain ist ähnlich untief wie der Wolfgang-Ambros-Klassiker über "die Blume aus dem Gemeindebau": "Drunt' in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt', drunt' in der Lobau hab' ich ein Mädel geküßt; ihre Äugerln war'n so blau als wie die Veigerln in der Au auf dem wunderlieben Platzerl in der Lobau."

Eine Hymne für die Donaustadt gibt es indes (noch) nicht.

Vorschläge erbeten

Wenn Sie eine sehr schöne oder auch neue Idee für eine Hymne haben, für Ihren Bezirk oder auch für einen anderen, mailen Sie uns bitte den Titel, gerne auch die Noten und/oder Videos.

Gemeinsam mit den Wiener Museen und dem Wiener Volksliedwerk planen wir noch im Laufe des Jahres einen Best-of-Bezirkshymne-Event. Zweckdienliche Hinweise aus der KURIER-Schwarmintelligenz erbeten per Mail an den Redakteur: uwe.mauch@kurier.at

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