Betrug, Hass und Gewalt: Anzeigenrekord bei der Internetkriminalität

Hacker, cyborg programmer on a computer
Starker Anstieg bei Hackern, die es auf KMUs abgesehen haben und sexueller Darstellung Minderjähriger. Polizei kontert mit Reform.

Ein negativer Trend, der sich schon zu Beginn der Corona-Pandemie abgezeichnet hat, setzte sich im vergangen Jahr ungebremst fort. Erneut stieg die Internetkriminalität stark an. Nahmen Cyberdelikte bereits von 2020 auf 2021 um 29,4 Prozent zu, erhöhte sich dieser Wert im Vorjahr noch einmal: 60.195 Straftaten im Internet wurden angezeigt, was einem Plus von 30,4 Prozent entspricht. 

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), der am Dienstagvormittag den Lagebericht über die Entwicklung von Cybercrime präsentierte, reihte Verbrechen im Internet deshalb neben dem Extremismus und der Schlepperei zu den aktuell großen Problemfeldern im Kriminaldienst ein.

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Insgesamt hätte jede fünfte in Österreich polizeilich erfasste Straftat einen Internetbezug. Besonders attraktiv ist für Cyber-Kriminelle offenbar der Betrug. "Fast die Hälfte aller Delikte im Internet stehen in Zusammenhang mit Betrugsmaschen. Ein zweiter großer Bereich sind Hacker, die es auf Behörden, KMUs oder Privatpersonen abgesehen haben", erläuterte der Innenminister. 

PRÄSENTATION INNENMINISTERIUM "LAGEBERICHT INTERNETKRIMINALITÄT 2022": HOLZER/KARNER/RUF

Stark im Steigen sei zudem Hass und Gewalt im Netz. Neben explodierender Fallzahlen bei der sexuellen Darstellung Minderjähriger im Web nahmen auch Anzeigen nach dem Verbotsgesetz mit einem Plus von 42 Prozent stark zu. Karner führte etwa den Fall eines zwölfjährigen Schülers an, der holocaustverharmlosende Fotos auf seinem Handy hatte. "Da fehlt offensichtlich das Unrechtsbewusstsein", meinte Karner, der betonte, dass Eigenschutz virtuell genauso wichtig sei wie im analogen Leben. 

Umstrittene Straferhöhungen

Thema waren bei der Pressekonferenz auch geplante Straferhöhungen für Hacker sowie Besitzer von Material, das den sexuellen Missbrauch Minderjähriger zeigt. Ein Gesetzesentwurf, der für Letztere eine Ausweitung des Strafausmaßes von sechs Monaten auf ein bis zu fünf Jahre vorsieht, würde bereits in Begutachtung geschickt.

Kritische Stimmen merkten zuletzt an, dass gerade bei der sexuellen Darstellung Minderjähriger im Internet die Täter häufig selbst noch nicht erwachsen seien.

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Aus dem Innenministerium (BMI) hieß es dazu, dass mit den potenziell längeren Strafen auch erweiterte Ermittlungsbefugnisse einhergingen, die unter anderem im Kampf gegen Hacker - das Strafausmaß für diese soll von einem halben auf zwei Jahre gesteigert werden - von Bedeutung seien.

Cybercobra gegen Cyberkriminelle

Einmal mehr betont wurde die Bedeutung des im Bundeskriminalamt angesiedelten Cyber Crime Competence Center (C4). Die sogenannte Cybercobra bilde die Speerspitze im Kampf gegen Internetkriminalität. Eine Aufstockung der derzeit 90 Mitarbeiter auf 120 ist laut BMI geplant.

Zusätzlich wird es künftig IT-Referate in allen Bundesländern geben, die neben Forensikern aus Ermittlern und Ausbildern bestehen. "Wir brauchen die IT-Experten regional und auf der niedrigsten Ebene, also in den Polizeiinspektionen", beschrieb der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, einen Teil der geplanten Reform des Kriminaldienstes. 

Er erwähnte zudem, dass 2022 rund 20.000 Cyber-Delikte aufgeklärt wurden, was einer Aufklärungsquote von 33,9 Prozent entspricht. Ein Grund für den neuerlich massiven Anstieg sei neben der Digitalisierung eine gestiegene Anzeigebereitschaft in der Bevölkerung.

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