Belvedere-Stöckl: Mega-Schanigarten regt auf

Der Park der Schwarzenberg-Stiftung grenzt an den Grund des Belvedere-Stöckl.
Ein Restaurant im Spannungsfeld von Geschäfts- und Anrainer-Interessen.

"Wiens schönster Garten", wie es auf der Außenmauer heißt, sperrte vor 18 Jahren infolge eines verlorenen Rechtsstreits zu und liegt seitdem brach. Der Inhaber des "Salmbräu" am Rennweg, Walter Welledits, will dies ändern und dem kleinen Restaurant am Ende des Privatparks der Stiftung Schwarzenberg neues Leben einhauchen.

Er stößt dabei aber auf großen Widerstand aus den Reihen der Anrainer – der KURIER berichtete. Kritisiert wird vor allem die Größe des Projekts: Der Gastgarten soll zu Spitzenzeiten bis zu 880 Gästen Platz bieten. Viele Bewohner sind Gegner des großflächigen Gastgartens, da sie sich vor mehr Lärm, mehr Verkehr und einer Geruchsbelästigung fürchten.

Eine Bürgerinitiative mit dem Namen "Nein zum permanenten Oktoberfest beim Belvedere" konnte mit einer Bürgerversammlung bewirken, dass eine Sondersitzung der Wiedener Bezirksvertretung einberufen wird: Diese für alle Interessierten öffentliche Sitzung findet am 2. November statt.

Sorge um Bäume

Besichtigt man heute das Belvedere-Stöckl, kann man sich nur schwer vorstellen, dass in dieser Grünoase in Zukunft Bier gebraut und mehrere Hundert Menschen verköstigt werden sollen. Am Rande des Parks befindet sich das im Jahr 1967 erbaute Restaurant, welches ursprünglich etwa 100 Gäste fasste. Umringt ist es von Bäumen und einer unter Denkmalschutz stehenden Mauer.

Viele der Bäume hier sollen gefällt werden, fürchten die Kritiker. Der offizielle Grund dafür sei, dass die Bäume krank seien oder die Mauer sprengen würden.

Laut "Salmbräu"-Inhaber Welledits sei nur das Fällen von drei Bäumen für den Bau notwendig. Der Rest störe ihn nicht. Die Kritiker des Projekts halten es wiederum nicht für einen Zufall, dass die 22 Bäume ausgerechnet jetzt zum Fällen freigegeben wurden. "Das ist ein massiver Eingriff in die grüne Lunge Wiedens", kritisiert etwa Anrainer Hellmut Schneider "Da wird einfach drübergefahren".

"Wenn ich bei meinem Fenster im Innenhof, wo außer dem Postboten und ein paar Mäusen niemand vorbeikommt, etwas ändern will muss ich unzählige Auflagen erfüllen. Warum kann das Belvedere-Stöckl dann einfach so komplett umgebaut werden? Müsste da nicht die MA19 (Architektur und Stadtgestaltung, Anm.) etwas dagegen sagen?", kritisiert eine Anrainerin, die anonym blieben möchte, beim KURIER-Lokalaugenschein in der Prinz-Eugen-Straße.

Bezirkschef will helfen

Wiedens Bezirksvorsteher Leopold Plasch (SPÖ) verspricht, den Anwohnern seines Bezirks beizustehen. Man wolle helfen, das sei aber schwierig, da sich zwar die Wohnhäuser im vierten Bezirk befinden, das Belvedere-Stöckl aber im Bereich des dritten Bezirks liegt. "Das ist eine starke Zumutung im Nahbereich, ich bin verwundert, wie es dazu gekommen ist", sagt Plasch. Nun sei es wichtig, die Bewohner zu informieren und die zuständigen Magistratsabteilungen zu befragen.

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