Autos in den Untergrund: Wirtschaftskammer legt Konzept für City vor

Autos in den Untergrund: Wirtschaftskammer legt Konzept für City vor
Die Wirtschaftskammer Wien hat ein umfassendes Konzept für die City vorgelegt. Dieses orientiert sich nicht nur an Unternehmerinteressen.

Es sorgte Anfang September für viel Gespött: Die Eröffnung einer einzigen Garage wurde zum Schaulaufen der Wiener Stadtprominenz. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eröffnete gemeinsam mit zwei ebenfalls roten Stadträten, Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), Dompfarrer Toni Faber und dem Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck die neue unterirdische Parkmöglichkeit beim Neuen Markt.

Warum Letzterer bei diesem ungewöhnlichen Politauflauf mit von der Partie war, wird spätestens dann klar, wenn man den neuen 40-seitigen „Masterplan Innere Stadt“ liest, den die Wirtschaftskammer erarbeitet hat und der dem KURIER vorliegt.

Es ist ein umfassendes Konzept, das Lösungen für Probleme bieten soll, an denen Stadt und Bezirk seit Jahren kiefeln – und für die auch schon mehrere Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben worden sind.

Die Innere Stadt ist der „urbane Mittelpunkt“, sagt Ruck. Und alle unterschiedlichen Interessen müssten bei einem Konzept berücksichtigt werden. Sprich: Anrainer, Unternehmer, Touristen und Beschäftigte sollen damit gleichermaßen abgeholt werden.

Ab in die Garage

Ein zentraler Punkt dabei ist, dass Autos weitgehend von der Oberfläche verschwinden sollen. Längerfristiges Parken soll künftig für Nichtbewohner der City nur noch in Garagen – wie eben jener am Neuen Markt – möglich sein. Auch für eine Unternehmervertretung überraschende Ansätze finden sich im Konzept: So könne man sich vorstellen, die Kosten für Bewohner- und Unternehmer-Parkpickerl „deutlich anzuheben“.

Der Rückbau von Parkplätzen solle vorangetrieben werden, um einerseits die Aufenthaltsqualität zu steigern, andererseits, die Begebenheiten an den Klimawandel anzupassen. Das alles würde aber nur funktionieren, wenn mehr Ladezonen errichtet werden – und das möglichst als „Aktions-Ladezonen“. Also mit vielen Ladesäulen für E-Fahrzeuge, damit auch der Umstieg auf Elektro vorangetrieben wird.

Auch die Anzahl der Garagen müsste gesteigert werden. Projekte, die bereits in Vorbereitung sind, sollten so rasch wie möglich errichtet werden. Gemeint ist hier etwa der geplante Garagenbau am Hohen Markt. Wenn dieser „frei von ruhendem Verkehr ist, soll er als moderne Piazza“ ausgestaltet werden.

Die Wirtschaftskammer schlägt zudem neue Begegnungszonen in der City vor. Besonders interessant seien dabei die Bereiche Michaelerplatz, Mahlerstraße, Hafnersteig, Kramergasse, Wildpretmarkt, Landskrongasse, Wollzeile und Tuchlauben. Da die öffentlichen Mittel knapp seien, könne man sich PPP-Projekte vorstellen – also eine gemeinsame Finanzierung von öffentlicher Hand und Privaten. Viele Gebäudebesitzer seien dazu bereit, heißt es bei der Kammer.

Um auch die Aufenthaltsqualität in Straßen zu heben, die nicht umfassend umgestaltet werden können, sollten Picknickangebote in Parks, Tischtennistische und moderne Sitzgelegenheiten angedacht werden.

Um für Touristen attraktiv zu bleiben, will die Wirtschaftskammer, dass die Vorfelder von Prunkbauten (Burgtheater, MAK, Uni) attraktiviert werden – gleichzeitig soll aber das Weltkulturerbe erhalten bleiben.

Leuchtturmprojekte

Im „Masterplan“ hat man drei Leuchtturmprojekte definiert. Die Neugestaltung des Schwedenplatzes ist eines davon. Er solle modern gestaltet werden, gleichzeitig müssten aber „alle Verkehrsfunktionen erhalten bleiben“.

Denn: Der Franz-Josef-Kai dürfe nicht geschwächt werden. Eine weitere Idee: Hitzepole wie die Kärntner Straße, der Kohlmarkt, die Bognergasse, die Seitzergasse oder die Wollzeile sollen beschattet werden – etwa mit luft- und wasserdurchlässigen Segeltücher, jedenfalls „architektonisch attraktiv“.

Um die Logistik im ersten Bezirk aufrecht zu erhalten, soll ein Mobilitätshub unter dem Heldenplatz entstehen. Dabei könnten Kfz-Ladeplätze, eine Ein- und Ausstiegszone für Busse und ein Logistik-Cityhub – beispielsweise für Lastenfahrräder – zentral bereitgestellt werden.

Das Konzept soll nun allen Entscheidungsträgern vorgelegt werden. Ob man sich darauf einigen kann, bleibt abzuwarten. Wenn ja, kann man sich aber vermutlich auf einen weiteren Polit-Auflauf freuen.

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