"Ausblick ist Müll": WienTourismus nimmt Bewertungsflut ins Visier

In einer Londoner U-Bahn-Station hängt eine Werbung für den Wiener Prater, die mit einem Stern bewertet wurde und den Text „the view is rubbish“ trägt.
Mit neuer Kampagne „Unrating Vienna“ regt WienTourismus Publikum an, sich nicht zu sehr von anderen beeinflussen zu lassen.

Wir leben in einer digitalen Seifenblase. Mehr denn je wird unser Alltag vorgeplant, gesteuert und reguliert. Suchmaschinen bestimmen, was wir finden. Soziale Netzwerke und Algorithmen entscheiden, was uns interessieren könnte. Rankings, Votings und Top-10-Listen definieren, was wir im Urlaub keinesfalls verpassen dürfen.

Mit der Kampagne „Unrating Vienna“ möchte der WienTourismus seine Gäste dazu bringen, aus diesem Raster auszubrechen und dem nachzugehen, was den Urlaub schön macht: individuelle Erfahrungen zu sammeln und die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

„Online-Bewertungen sind grundsätzlich eine tolle Sache, helfen sie doch, in einer komplexen Welt Orientierung zu finden", sagt Tourismusdirektor Norbert Kettner. "Somit ist unsere Kampagne kein Fingerzeig gegen technologische Errungenschaften. Wir verstehen Digitalisierung allerdings als Kulturtechnik, die dem Menschen nutzen soll und kein Selbstzweck ist. Die Kampagne soll einen Denkanstoß geben und zur Diskussion auf gesellschaftlicher Ebene beitragen."

Eine Werbung für Wien mit dem Schloss Schönbrunn und dem Slogan „Lawn is a mess“.

"Die Wiese ist ein Durcheinander"

Entdecke dein eigenes Wien

Die Kampagne läuft im Juni in Hamburg und London auf unterschiedlichen Kanälen.

Rund 220 City-Lights oder Screens in Hamburgs Zentrum und an Verkehrsknotenpunkten der Stadt sowie 180 Plakate und Screens in Londons U-Bahn- und Busstationen zeigen auf den jeweiligen Markt abgestimmte Sujets mit schönen Urlaubsmomenten, Orten oder Objekten, die aber mit negativen und polarisierenden Bewertungen von UserInnen versehen wurden. Deren Namen wurden zwar geändert, die Kommentare basieren allerdings auf echten Bewertungen.

Im Hamburger Hauptbahnhof hängt eine Werbung für Wien mit dem Slogan „laaangweilig“.

MuseumsQuartier mit Botschaft vor Ort

Zusätzliche Aufmerksamkeit generiert von 6. bis 8. Juni, jeweils von 20.30 bis 24 Uhr, eine Kunstaktion in Wien: So hat sich das Leopold Museum dazu bereit erklärt, seine kritischsten und absurdesten Bewertungen in überdimensionaler Größe auf die Außenwand des eigenen Museumsgebäudes zu projizieren, um mit dem WienTourismus und einer Portion Augenzwinkern auf die Rating-Inflation aufmerksam zu machen.

Das Leopold Museum in Wien bei Nacht mit einer Lichtinstallation und Besuchern.

"Die Gemälde sind ekelhaft"

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WienTourismus werden an diesen drei Tagen mit der mobilen Tourist-Info vor Ort sein, um die Hintergründe der Aktion zu erklären.

Zufallsgenerator

In der Tourist-Info am Albertinaplatz steht während des gesamten Kampagnenzeitraums ein Zufallsgenerator, der Besucherinnen und Besucherin verschiedene Wiener Begegnungsmomente vorschlägt.

Ein Werbeplakat für „Wiener Wirtshaus“ mit dem Slogan „keine Tunke“ hängt in einer Bahnhofshalle.

So werden sie auf spielerische Art und Weise dazu ermutigt, Orte abseits von Top-10-Listen aufzusuchen und die vielen Facetten der Stadt an zufällig ausgewählten Orten zu entdecken.

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