Sima will nicht verstehen, dass Gewessler den Bewohnern von Rainbach (OÖ) eine Umfahrung zugestehe, andererseits aber auf die hunderttausenden Wiener vergesse, die unter dem Durchzugsverkehr leiden würden. „Somit erscheint der Baustopp als eine gegen Wien gerichtete Maßnahme.“ Man werde jetzt genau prüfen, welche Schritte man ergreifen könne.
Wenig hält Sima von der zuletzt diskutierten Idee, dass Wien die Tangente für den Schwerverkehr sperrt, um die Anrainer zu entlasten. „Das wäre nur eine Verlagerung des Problems nach NÖ.“
SPÖ-interne Kritik an Sima
Angesichts der Lobautunnel-Schlappe steht Sima dem Vernehmen nach aber SPÖ-intern selbst unter Beschuss. Seitens des Bürgermeisters und der betroffenen Bezirke habe man sich von Sima erwartet, mehr Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit der Umfahrung zu leisten, ist zu hören. Zu sehr habe sie sich nur auf die Stadtstraße konzentriert.
Sima kontert: Es sei schwer für ein Projekt die Werbetrommel zu rühren, für das der Bund zuständig sei. Und PR für die Stadtstraße zu machen, sei nicht einfach gewesen, wo doch bis vor einem Jahr die Grünen das Wiener Verkehrsressort innehatten.
„Natürlich hätte sie sich mehr ins Zeug legen können“, sagt wiederum ein Rathaus-Insider. „Aber offenbar wollte sie sich als frühere Umweltstadträtin nicht das Image der Betoniererin verpassen lassen. Letztlich ist es aber egal, weil Gewessler so oder so aus politischen Gründen den Tunnelbau gestoppt hätte.“
Rot-türkiser Schulterschluss
Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, will Sima doch noch Druck machen: Gemeinsam mit ihrem niederösterreichischen Amtskollegen Ludwig Schleritzko (ÖVP), dem Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) und dem Gänserndorfer Bürgermeister René Lobner (ÖVP) wird sie heute in einer Pressekonferenz im Rathaus auf die „fatalen Auswirkungen“ der Gewessler-Entscheidung hinweisen.
Nach Jahren erbitterter Auseinandersetzung zeichnet sich da eine neue türkis-rote Zweckgemeinschaft ab.
Junge Rote und Neos jubeln
Es gibt aber auch Rote, dieam Mittwoch in Feierlaune waren. Gewesslers Entscheidung sei „ein Erfolg der monatelangen Proteste von vielen jungen Menschen“, betont Rihab Toumi, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien. „Wir sagen: Ein Baustopp alleine ist zu wenig. Es braucht klare, klimafreundliche Alternativen, um die Verkehrsprobleme in der Donaustadt zu lösen.“
Freude herrscht aber auch beim pinken Koalitionspartner: „Wir begrüßen die Entscheidung und fordern alle Beteiligten auf, jetzt rasch zu handeln, statt Lösungen durch Rechtsstreitigkeiten über Jahre zu verzögern“, sagt Klubchefin Bettina Emmerling. Für die Pendler brauche es jetzt die Stadtgrenze überquerende Öffi-Angebote.
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