Auftragsmord: Haftbefehl im Goldminen-Krimi

Die Mine in Westafrika
Wiener Geschäftsmann wurde in Dakar erstochen. Anwalt schaltet den Staatsanwalt ein.

Der mutmaßliche Auftragsmord an dem Wiener Geschäftsmann Wilhelm Klinger in seiner Wohnung in Dakar im Senegalder KURIER berichtete – ist jetzt ein Fall für den Staatsanwalt in Wien. Der (emeritierte) Wiener Anwalt und Nachlassverwalter Horst Friedrich Knöbl hat bei der Anklagebehörde eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Er verdächtigt einen Belgier, den Mord an Klinger in Auftrag gegeben zu haben, um damit den lästigen Aufdecker eines Betrugs rund um eine Goldmine loszuwerden.

Diamantenhändler

Der 53-jährige Klinger managte die Goldmine in Guinea, Westafrika, als technischer Geschäftsführer 20 Jahre und war mit fünf Prozent daran beteiligt. Zweiter Geschäftsführer war der Belgier, der mit 20 Prozent beteiligt ist. Hauptgesellschafter der Mine ist ein Diamantenhändler aus Antwerpen, der in einer anderen Provinz in Westafrika auch eine Diamantenmine betreibt.

Die Ergebnisse der erfolgreichen Explorationsarbeiten in der Goldmine wurden unter der Leitung eines Wiener Geologen in umfangreichen Reports dokumentiert. 2015 wurde der Verkauf der Mine vorbereitet, sie sollte bis zu 300 Millionen Dollar abwerfen. Dabei gerieten sich Klinger und sein Co-Geschäftsführer in die Haare. Der Belgier wollte ein russisches Unternehmen mit ins Boot holen, das in der Nähe ebenfalls eine Goldmine betrieb, dort aber auf kein Edelmetall gestoßen war. Die Russen sollten mit ihrer Ausrüstung die operativen Tätigkeiten übernehmen, wogegen sich Klinger vehement aussprach, weil ihm die Goldausbeute dann nicht kontrollierbar erschien. Ohnehin hatte er den Belgier schon die längste Zeit in Verdacht, in die eigene Tasche zu arbeiten. Er plante, zum Diamantenhändler nach Antwerpen zu reisen und diesen über die Geschäftsgebarung des Belgiers zu informieren.

Aber dazu kam es nicht mehr. Am 5. Februar 2016 wurde Klinger in seiner Wohnung in der Rue de Carnot in Dakar erstochen. Ein libanesischer Nachbar, der Hilferufe gehört hatte, kam dem Killer in die Quere und wurde ebenfalls erstochen. Der Mörder übersah jedoch Klingers Gärtner, der sich im Badezimmer versteckt hatte und den Täter hinterher beschreiben konnte. Dieser wurde verhaftet. Ob er aber verurteilt wurde und womöglich – wie Gerüchte besagen – schon wieder frei ist, erfahren Familie und Freunde von Wilhelm Klinger nicht. Das österreichische Justizministerium teilte mit, dass man sich im Ausland nicht einmischen dürfe. Das könnte sich durch die Anzeige von Nachlassverwalter Knöbl ändern. Ist ein Bürger eines EU-Mitgliedslandes an einer kriminellen Tat beteiligt, die an einem Österreicher im Ausland verübt wurde, könnte sich die österreichische Justiz sehr wohl in Ermittlungen einschalten.

Zwei Millionen fehlen

Für den Belgier, den Knöbl für den Auftraggeber des Mordes hält, wird es jetzt zumindest an einer Front eng. Der Diamantenhändler aus Antwerpen ist dahinter gekommen, dass ihn sein vermeintlicher Vertrauter wahrscheinlich in der Gold- und in der Diamantenmine, wo der Belgier ebenfalls als Geschäftsführer eingesetzt war, um zumindest zwei Millionen betrogen hat. Es wurde ein nationaler Haftbefehl ausgestellt, doch hat sich der Gesuchte längst aus Westafrika abgesetzt. Die Geschäftsführung in den Minen hat er inzwischen zurückgelegt und verdächtigt jetzt die Russen der Unterschlagung. Ein Geschäftsmann namens Ruslan K. soll dahinterstecken.

Der Diamantenhändler will nun alles daran setzen, dass ein internationaler Haftbefehl gegen den Belgier erlassen wird. Und Jurist Knöbl fordert von der Wiener Staatsanwaltschaft, Ermittlungen Richtung Auftragsmord aufzunehmen.

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