Arbeiter feuerte auf Chef: 3,5 Jahre Haft

Der Angeklagte im Straflandesgericht Wien.
Ex-Mitarbeiter, 44, kehrte ins Büro zurück und schoss. Er fühlte sich unfair behandelt.

Babak S. wollte am 23. Mai 2013 eine Aussprache mit seinem Ex-Chef. "Vernünftig reden", sagte der 44-jährige Blitzableiter-Monteur. Über die ausgesprochene, fristlose Entlassung, unbezahlte Überstunde, seine Situation. Vor dem Büro hatte er einen Gitarrenkoffer abgestellt. Inhalt: Eine Winchester, 50 Patronen, Kabelbinder, ein Elektroschocker. Sein Chef meinte nur: "Beschwer dich am Salzamt." Dann schoss der Iraner. Hätte sich Harald U. nicht weggedreht, so sagt es der Staatsanwalt, dann stünde B. wegen Mordes vor Gericht. Die Kugel verletzte U. zwar schwer, aber nicht lebensgefährlich. "Ich wollte ihm wehtun", erzählt er. Doch so wie er seinen Plan umschreibt, ist das alles andere als entlastend: "Ich wollte ihm nur einen Bauchschuss verpassen."

B. stritt im Wiener Straflandesgericht eine Mordabsicht ab und die Geschworenen glaubten ihm. Sein Urteil lautete am Freitagabend: 3,5 Jahre Haft wegen absichtlicher, schwerer Körperverletzung. Die Strafe ist nicht rechtskräftig.

"Schimpftiraden"

Der Perser fühlte sich ausgenutzt. In einem Maße, dass es sogar der Psychiaterin in ihrer Untersuchung auffiel. Was trug dazu bei? Das Opfer? Während über B. viel Gutes erzählt wurde ("der Beste in der Firma"), kam U., der Chef, nicht gut weg. B.s Anwalt Georg Morent berichtet von "sklavenähnlichen Zuständen", mangelnder Zahlungsmoral, "ausländerfeindlichen Schimpftiraden".

Noch deutlicher wurde Zeuge Markus Sch. Der Ex-Mitarbeiter beschrieb U. als "lupenreinen Rassisten". Er sei mit einem Gewehr in der Hand durchs Büro spaziert und habe über B. gesagt: "Den scheiß Kameltreiber schieß’ ich vom Dach runter." Und U. habe gewusst, dass der Angeklagte durch den Rauswurf sein Visum verlieren könnte.

Der Ex-Boss stritt das ab. Er schilderte, dass B. gehen musste, weil er ein Firmenauto nicht zurückgebracht hatte. Im Büro habe B. auf seine "Körpermitte gezielt".

Zwei Umstände verhinderten Schlimmeres: eine Ladehemmung des Gewehrs, denn der 44-Jährige habe laut dem Ballistiker Ingo Wieser mehrfach repetiert; und Mitarbeiter Abubakar A., der seinem Chef zu Hilfe kam.

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