Antisemitische Schmierereien an mehreren Hausfassaden in Wien
In der Straße des zweiten Wiener Gemeindebezirk wurden viele Gebäude diese Woche mit antisemitischen Parolen beschmiert.
Zu lesen sind die Schriftzüge "Death to Zionism" und "Victory to Palestine". Laut Polizei liegen mehrere Anzeigen vor - beschmiert wurde in mindestens fünf Straßen des Bezirks. Ermittelt wird wegen Verhetzung und Sachbeschädigung.
"Es ist nicht das erste Mal, dass unsere Wände beschmiert worden sind", sagt ein Betreiber eines Geschäfts in der Heinestraße, zum KURIER. Aber:" Bisher waren keine antisemitischen Kommentare dabei". Er selbst habe die Schriftzüge aufgrund des Feiertags erst am Vormittag bemerkt. Die ganze Straße bis zur Taborstraße wurde mit den Schriftzügen versehen.". Er selbst habe keinen jüdischen Hintergrund.
Viele andere Unternehmern und Bewohner des Grätzels aber schon: Der Bezirk Leopoldstadt ist das jüdische Herz Wiens und hat eine große jüdische Community.
"Graffiti sind hier in der Straße keineswegs selten. Hochgerechnet aufs Jahr bezahlen wir 1000 bis 2000 Euro für die Übermalung", sagt Harald Huber, Geschäftsführer der zuständigen Hausverwaltung TULA . Erst im März sei das Garagentor angesprüht worden. "Der aktuelle Vorfall ist aber der erste dieser Art gewesen. Es wurde mit einer Schablone vorgegangen", erklärt Huber. Eine politische oder gar antisemitische Message hätten die Schmierereien bisher nicht enthalten.
Eine Entfernung der Schriftzüge sei von der Hausverwaltung bereits veranlasst worden.
Antisemitische Vorfälle nehmen zu
Insgesamt gab es zuletzt eine Häufung antisemitischer Vorfälle, berichtete der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch: „Erst das Wort, dann die Tat: Zizerlweise wird der Boden für antisemitische Übergriffe in Wien bereitet.“
Dass judenfeindliche Vorfälle zugenommen haben, geht auch aus Antisemitismus-Bericht der Kultusgemeinde hervor: Demnach gab es 2023 um fast 60 Prozent mehr Vorfälle als im Jahr davor. Die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle pro Tag hat sich seit dem Angriff der Hamas auf Israel verfünffacht. Wurden in Österreich bis zum 7. Oktober 2023 im Schnitt 1,55 Vorfälle gemeldet, waren es danach 8,31. Insgesamt sind im Vorjahr 1.147 gemeldet worden.
Für den Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss zeugten die Parolen von einem „gefährlichen linken und importierten Antisemitismus“. „Antisemitische Beschmierungen kennen wir von linksextremer und islamistischer Seite, aber auch in großem Ausmaß von rechts", so Oskar Deutsch zum KURIER. In diesem Fall gehe er aber nicht davon aus.
"Antisemitismus kann die Politik nur dann wirkungsvoll bekämpfen, wenn man nicht nur auf den Antisemitismus der Andersdenkenden deutet, sondern sich auch mit den Problemen in den eigenen Reihen auseinandersetzt. Das gilt für ausnahmslos alle Parteien", erläutert der IKG-Präsident. Er hoffe zudem, dass der Vorfall von der Polizei aufgeklärt werden kann.
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