Anschlag in Wien: Imam der Tewhid-Moschee ausgetauscht

Nach dem Anschlag wurde in der Moschee (Vordach) eine Razzia durchgeführt.
Im Zuge eines kompletten Neustarts bekommt die Moschee, in der der Attentäter betete, einen neuen Geistlichen.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) hat den bisherigen Imam der wieder geöffneten Tewhid-Moschee in Wien-Meidling abberufen. Die Einrichtung war nach einer Razzia in Folge des Terroranschlags von Wien zunächst geschlossen worden. Nach einer Entscheidung des internen Schiedsgerichts der IGGÖ durfte die Moschee vergangene Woche aber wieder aufsperren.

Ein neuer Imam sei bereits bestellt, künftig werde es eine regelmäßige Supervision geben, berichtet die Presse.

Moscheeverein rehabilitiert

Nach dem Anschlag in Wien hatte die Regierung verkündet, dass die Moschee geschlossen werden muss, weil sich der Attentäter dort radikalisiert haben soll. Gemäß dem Vereinsgesetz wurde der "Verein zur Förderung der islamischen Kultur" aufgelöst. Die IGGÖ entzog ihm wegen der von den Behörden kommunizierten "Gefahr im Verzug" zudem die Rechtspersönlichkeit.

Das ließ sich der Vereinsvorstand allerdings nicht ohne Weiteres gefallen und ergriff Rechtsmittel. Mit Erfolg. Wie berichtet, musste zuerst die Vereinspolizei die Auflösung widerrufen, weil man keine Nachweise für Gesetzesverstöße gefunden hatte.

Und dann konnte sich der Verein auch IGGÖ-intern weitgehend rehabilitieren: Nach sorgfältiger Prüfung des Falles stellte das Schiedsgericht der Glaubensgemeinschaft fest, dass die Behörden für die Vorwürfe keine Beweise vorbringen konnten - weswegen die Moschee wieder öffnen durfte. Eine Entscheidung, die Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) "absolut nicht nachvollziehbar und unverantwortlich" fand.

Altlasten

Gänzlich unbelastet ist die Meidlinger Moscheegemeinde tatsächlich nicht. Wie man bei der IGGÖ auf KURIER-Anfrage erklärt, sah sich diese bereits Anfang der 2010er-Jahre mit Medienberichten zu Extremismus konfrontiert. 

Seit der Verein infolge der Islamgesetz-Novelle 2016 in die Verantwortung der IGGÖ fiel, habe es aber keinerlei solche Vorwürfe mehr gegeben, wird betont. Als religionsgesellschaftliche Oberbehörde sorge man dafür, dass der religiöse Betrieb in den Moscheen im Rahmen der Glaubenslehre und frei von Extremismen erfolge.

Zudem habe die Polizei die Predigten der vergangenen Jahre gesichtet und sie als unbedenklich eingestuft.

Neustart mit neuem Prediger

Doch auch wenn die Vorwürfe gegen den Imam "schon viele Jahre zurückliegen" würden und sich dieser "seither proaktiv von extremistischen Akteuren distanziert" habe, sei es Zeit für einen kompletten Neuanfang, sagt IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa. Und ein solcher könne nur mit einem neuen Geistlichen gelingen. Der Vereinsvorstand zeige sich dahingehend einsichtig.

Der neue Imam, der wie sein Vorgänger ebenfalls Bosnier ist, gilt laut IGGÖ als unverdächtig. Zudem werde aktuell an einem Maßnahmenpaket gearbeitet, "um dem Moscheepersonal Handwerkszeug für die Extremismusprävention in die Hand zu legen".

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