Anschlag am Wiener Westbahnhof verhindert: 14-Jähriger festgenommen

Anschlag am Wiener Westbahnhof verhindert: 14-Jähriger festgenommen
Der Jugendliche wurde schon am 10. Februar festgenommen. Es wurden Messer und IS-Material sichergestellt, was auf eine Anhängerschaft des Islamischen Staates hindeutet.

Nur wenige Tage nach dem Anschlag in Villach haben Polizei und der Verfassungsschutz bekanntgegeben einen Terroranschlag in Wien verhindert zu haben. Ein 14-Jähriger soll diesen am Wiener Westbahnhof geplant haben.

Wie das Innenministerium am Mittwoch mitteilte, nahmen Ermittler des Landesamtes Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung (LSE) und Kräfte der WEGA den Jugendlichen am 10. Februar in Währing fest. Bei ihm wurden unter anderem zwei Messer und zahlreiches Material gefunden, das auf eine Anhängerschaft des Islamischen Staates (IS) hindeutet.

Bei dem Jugendlichen handelt es sich um einen österreichischen Staatsbürger mit türkischen Wurzeln. Auf den 14-Jährigen war man nach APA-Informationen aufgrund eines Hinweises des deutschen Bundeskriminalamts gekommen. Die deutschen Ermittler hatten ein Besorgnis erregendes TikTok-Profil mit radikalislamistischen Inhalten entdeckt. Dieses Profil konnte dem 14-Jährigen zugeordnet werden. Daraufhin wurde die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) informiert, die weiter gegen den Verdächtigen ermittelte. Laut BMI hat er sich, wie auch der Villach-Attentäter, im Internet radikalisiert.  

„Dieser Erfolg des Verfassungsschutzes zeigt die Wichtigkeit einer funktionierenden Terrorismusbekämpfung", so DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner.  Die Ermittlungsmethoden der Sicherheitsbehörden müssen aber ständig an die fortschreitende Digitalisierung angepasst werden, um weiterhin effizient arbeiten zu können.“

Anschlag am Wiener Westbahnhof verhindert: 14-Jähriger festgenommen

 Bei der Festnahme hatte der Verdächtige ein Messer mit einer Säge und einer fünf Zentimeter langen Klinge in seiner Hosentasche.

Anleitung zum Bombenbau

Bei der Hausdurchsuchung wurden neben zahlreichen islamistischen Büchern auch diverse handschriftliche Skizzen sichergestellt, die Anschläge mit Messern und Macheten auf einem Bahnhof sowie auf Polizistinnen und Polizisten zeigten. Unter den Skizzen soll sich auch eine handschriftliche Anleitung für die Herstellung von explosivem Material, das als Zünder für eine herzustellende Bombe fungieren sollte. 

Im Keller fanden die Beamten laut Innenministerium zudem Aluminiumrohre beziehungsweise Tischbeine sowie ein Panzertape in einem Versteck. Diese Materialien hätten demnach zum Bombenbau verwendet werden sollen. Ebenso wurde in einer weiteren Tasche ein Kampfmesser mit einer 16,5 Zentimeter langen Klinge, ein weiteres Klappmesser mit einer sieben Zentimeter langen Klinge sowie eine Flagge mit dem islamischen Glaubensbekenntnis vorgefunden und sichergestellt. 

Dass der Jugendliche den Westbahnhof im Visier hatte, geht aus den von ihm angefertigten Skizzen hervor, hieß es aus dem Innenministerium auf Anfrage der APA. Wann der Anschlag geplant war, blieb noch unklar. Keine Angaben gab es auch, ob - und wenn ja, welche - der Jugendliche Kontakte in die organisierte Jihadistenszene hatte. "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", sagte ein Sprecher von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) auf Anfrage der APA.

Anwältin glaubt nicht an geplanten Anschlag

"Ich glaube nicht, dass wir unmittelbar vor einem Anschlag waren. Aus meiner Sicht war es ein Auseinandersetzen mit dem Gedankengut des IS und eine Fantasie, die aber im Bereich der Fantasie geblieben ist", sagte Anna Mair, die Verteidigerin des 14-Jährigen, im Gespräch mit der APA. 

Bezogen auf das dem Jugendlichen unterstellte beabsichtigte Umsetzen eines Terror-Akts meinte Mair, der 14-Jährige hätte "Gedanken darüber" gehabt und "diese Gedanken aufgezeichnet". Bei einer Hausdurchsuchung sei "eine Kinderzeichnung" sichergestellt worden. Diese zeige "Züge, Geleise, kleine Männchen und die U6-Station am Westbahnhof", sagte die Anwältin. "Aufgrund meines Eindrucks glaube ich aber, dass das eine Fantasie war. Wir sind weit weg von einer konkreten Umsetzung", legte Mair dar.

Der 14-Jährige wuchs in einem intakten Elternhaus auf und besuchte zum Zeitpunkt seiner Festnahme das letzte Pflichtschuljahr. Er hätte im kommenden Herbst eine Lehre beginnen wollen. Die Eltern - sie haben türkischen Wurzeln - seien "bestens integriert" und "liberal eingestellt", erklärte Verteidigerin Mair. Den Radikalisierungsprozess ihre Sohnes hätten sie nicht mitbekommen.

Im Anlassbericht der DSN heißt es, der 14-Jährige hätte sich im August 2024 zu radikalisieren begonnen. Dass er Moscheen besucht hätte oder in Kontakt mit anderen IS-Anhängern war, ist derzeit nicht bekannt. Allerdings bleiben diesbezüglich die Auswertungen des Handys des Schülers abzuwarten, das - neben anderen Geräten - sichergestellt wurde.

Der 14-Jährige befindet sich seit 12. Februar wegen Tatbegehungs- und Tatausführungsgefahr in U-Haft. Das teilte die Sprecherin der Landesgerichts, Christina Salzborn, auf APA-Anfrage mit. Der U-Haft-Beschluss ist rechtswirksam. Der 14-Jährige machte vor der Haftrichterin keine Angaben. Nächster Haftprüfungstermin ist der 26. Februar.

Verbreitung von islamistischer Propaganda im Internet nimmt zu

Das Innenministerium wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Verbreitung radikal-islamistischer Propaganda im digitalen Raum zunehme und "als Inspirationsquelle für terroristisch motivierte Taten" diene. "Besonders gefährdet sind Jugendliche und junge Erwachsene, die über soziale Medien und geschlossene Online-Kanäle mit extremistischen Ideologien in Kontakt kommen", hieß es in einer Aussendung des Ressorts. Auch sogenannte "Influencer Preacher" würden mit Online-Auftritten ein breites Publikum erreichen - auch in Österreich -, die Täter agieren aber aus dem Ausland.

Zur gezielten Indoktrination nutzen Terrororganisationen "zunehmend eigene Computerspiele und Apps", teilte das Ministerium mit. "Gleichzeitig erschweren verschlüsselte Kommunikationskanäle und rechtliche Hürden die Arbeit der Sicherheitsbehörden, die erst nach Sicherstellung eines Geräts auf relevante Inhalte zugreifen können." Die wachsende digitale Radikalisierung stelle somit "eine ernst zu nehmende Herausforderung für die innere Sicherheit in Österreich dar", hieß es.

Bei der sofortigen Vernehmung verweigerte der 14-Jährige die Aussage.