Krise bei Altkleider-Containern: Warum das Ende der Sammelstellen droht

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Fast Fashion, niedrige Recyclingpreise und Sperrmüll machen Betreibern wie Humana, Caritas oder Rotem Kreuz zu schaffen.

Die Sammlung alter Kleidung mit Containern steckt in einer schweren Krise. In Deutschland werden die Sammelstellen bereits reihenweise reduziert und auch bei uns droht bald ähnliches, wenn nichts passiert, heißt es beim Wiener Verein Humana: "Einen Rückbau unserer Sammlung wünschen wir uns ausdrücklich nicht. Doch um die wirtschaftlichen Belastungen abzufedern, sind wir auf Unterstützung angewiesen. Wir stehen deshalb im engen Austausch mit Gemeinden und erfahren hier bereits punktuell Zuzahlungen, wie sie es z.B. in Frankreich und den Niederlanden bereits tun."

Altkleider-Container sind sogar oft überfüllt

Grund ist nicht die fehlende Bereitschaft, die alte Kleidung zurück zu geben, denn tatsächlich sind die Boxen eher überfüllt. Aber die Shirts und Kleider werden immer billiger produziert, die Ware hat am Ende Schrottwert. Sie wird mitunter nur noch verbrannt oder zu Lappen und Dämmstoffen verarbeitet. 

Zusätzlich sind die Preise eingebrochen. Für eine Tonne Altkleider werden am internationalen Markt nur noch zwischen 10 und 30 Euro bezahlt - statt wie früher 250, 300 oder sogar 600 Euro pro Tonne, berichtet die dpa. Manche Organisationen haben bereits ein Viertel der Sammelstellen in den vergangenen Monaten schließen müssen.

Altkleider-Container (Symbolbild)

Altkleider-Container werden zu Mistkübeln

Der Grund dafür ist die so genannte Fast Fashion. Gekauft wird wie nie zuvor, allerdings ist die Lebensdauer entsprechend kurz. So landet immer mehr Schrottkleidung in den Containern: Verdreckt, zerrissen, verfärbt und schlicht unbrauchbar. Dazu kommt, dass immer häufiger Sperrmüll eingeworfen wird, der auf Kosten der Betreiber entsorgt werden muss. Schlussendlich ist das alles mittlerweile kein Geschäft mehr.

Humana benötigt Unterstützung durch die Gemeinden 

"Perspektivisch setzen wir darauf, dass die im Rahmen der EU-Richtlinie vorgesehene erweiterte Herstellerverantwortung Förderungen bereitstellt, die das Sammelmodell stabilisieren", heißt es bei Humana in Wien-Liesing. "Sollten wir jedoch bis dahin keine ausreichende Unterstützung durch die Kommunen erhalten, sehen auch wir uns aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, Container abzubauen. Damit droht nicht nur der Verlust einer wichtigen Finanzierungsbasis, sondern auch ein struktureller Schaden: Das Sammelsystem wurde über Jahrzehnte aufgebaut und genießt großes Vertrauen in der Bevölkerung. Wird es abgebaut, ist dieses Vertrauen nur schwer wiederherzustellen – und eine spätere Rückkehr zu funktionierenden Sammelstrukturen wäre überaus herausfordernd."

Caritas prüft die Sinnhaftigkeit der Container 

In der Steiermark betreibt die Caritas aktuell über 300 Alttextiliencontainer und registriert ebenfalls "stark sinkende Weltmarktpreise, geringere Qualität der Textilien und steigende Entsorgungskosten. Wir sehen uns mit veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert und diese Tendenzen zeichnen sich mittlerweile auch in Österreich ab", sagt Irmgard Rieger. 

Und weiter: "Die Herausforderungen sind nicht zu übersehen: Das Zusammenspiel aus Preisverfall, Qualitätsminderung und hohen Kosten vor allem aufgrund des hohen Müllanteils macht es zunehmend schwierig, den Textilbereich wirtschaftlich zu führen. Deshalb müssen auch wir genau prüfen, ob die derzeitige Containerbewirtschaftung in dieser Form weiterzuführen ist und wie wir unsere Konzepte künftig anpassen können, um weiterhin nachhaltig und wirtschaftlich arbeiten zu können."

Zurückgezogen hat sich auch das Rote Kreuz aus dem Sammelgeschäft. Hergegeben wird nur noch der Name, ausgelagert wurde in Wien etwa an die ÖPULA Rohstoff-Recycling Ges.m.b.H. Deren Kerngeschäft sind "hochwertige Putzlappen aus recycelten Textilien". 

Doch auch sonst landen die Shirts und Röcke kaum in Second-Hand-Läden oder Dritte-Welt-Märkten. Oft werden sie auf Mülldeponien gelagert oder verbrannt. Die heutige Kleidung will einfach niemand mehr haben.

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