Wo Altkleiderspenden aus Österreich am Ende wirklich landen

Fast fashion firms prepare for EU crackdown on mountain of waste
Im Juni 2024 wurden 20 Kleidungsstücke mit GPS-Trackern ausgestattet und bei verschiedenen Anbietern gespendet. Die Hälfte davon ist außerhalb Europas gelandet.

Zusammenfassung

  • Greenpeace verfolgte 20 Altkleiderspenden mit GPS und stellte fest, dass nur drei Stücke wieder genutzt wurden.
  • Die meisten Kleidungsstücke legten weite Strecken zurück und landeten oft in Ländern ohne funktionierende Abfallsysteme, wo sie gelagert oder verbrannt wurden.
  • Greenpeace kritisiert die Überproduktion der Modeindustrie und fordert ein Exportverbot für Altkleider sowie eine Herstellerabgabe zur Finanzierung von Recyclinganlagen.

Fast Fashion macht's möglich: Die Zahl erworbener Kleidung nimmt stetig zu und landet dann oft schnell in einer Kleidersammelstelle, um dem nächsten Stück Platz zu machen. Was dann mit Jacke oder Hose passiert, wollte Greenpeace wissen.

Kleidungsstücke mit GPS-Trackern versehen

Im Juni 2024 wurden 20 Kleidungsstücke mit GPS-Trackern versehen und bei diversen Anbietern gespendet. Die Hälfte der Kleidungsstücke ist außerhalb Europas gelandet, wie das Ö1-Morgenjournal berichtet.

In Summe legten die Produkte fast 81.000 Kilometer zurück, doch nur drei Kleidungsstücke könnten tatsächlich weiter genutzt worden sein.

Die Recherche zeigte, dass nur ein Bruchteil der gespendeten Kleidung tatsächlich wiederverwendet wird - selbst gut erhaltene Altkleider wurden häufig vernichtet oder blieben ungenutzt in Lagerhallen liegen, resümierte Greenpeace am Mittwoch in einer Aussendung. 

Laut erhobener GPS-Daten landeten die 20 Teile auf drei Kontinenten in neun verschiedenen Ländern, die wiederum oftmals keine funktionierenden Abfallsysteme besitzen - dort werden sie dann weiter gelagert oder unter umweltschädlichen Bedingungen verbrannt.

Stiefelpaar verlor sich in Pakistan

Für eine Jeans und einen blauen Blazer endete die Reise indessen bereits im Container in Österreich, aus dem sie unmittelbar nach der Spende entwendet worden waren. Die weiteste Strecke absolvierte ein Paar lilafarbene Stiefel: 11.300 Kilometer waren es bis zum Zielort Pakistan, wo der Tracker dann jedoch keine Signale mehr sendete.

Auch andere Kleiderspenden legten dabei extreme Distanzen zurück: Eine schwarze Jacke aus Wien landete nach Zwischenstationen in Ungarn, Slowenien, Kroatien, Malta und dem Oman nach 10.200 Kilometern ebenfalls in Pakistan, um dort in einem Stahlwerk verbrannt zu werden. Mehr als ein Drittel der 20 Kleidungsstücke landete in Afrika, drei in Pakistan. 

Laut Greenpeace hätte man sich diese Tausende Kilometer lange Reise sparen können, indem man es hierzulande unter "umweltguten Bedingungen" verbrennt. Die Verbrennungsanlagen in Österreich haben Filtersysteme, in Pakistan ist das eher nicht der Fall, so Stadler im Morgenjournal.

"Wer die eigene Jacke spendet, will nicht, dass sie tausende Kilometer weit reist und am Ende auf einem Müllberg in Kamerun oder in den Flammen eines Stahlwerks in Pakistan endet", kritisierte Stefan Stadler, Sprecher des Greenpeace-Investigativ-Teams. Die Regierung müsse daher den Export von Altkleidern in Drittstaaten verbieten und mit einem Anti-Fast-Fashion-Gesetz die Überproduktion stoppen helfen.

Kritik an massiver Überproduktion

Die Umweltschutzorganisation ortete die Wurzel des Problems in der massiven Überproduktion der Modeindustrie. Von der hergestellten Kleidung werde laut NGO ein Drittel nie verkauft, während Millionen Stück ungetragen in Kleiderkästen lagern. 

Um der wachsenden Zahl von gespendeten Kleidungsstücken Herr zu werden, wurde zudem eine verpflichtende Herstellerabgabe auf neue Kleidung gefordert, um so den Aufbau von Sortier- und Recyclinganlagen in Österreich zu finanzieren.

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