Als Tourist in der eigenen Stadt: In Ludwigs Dachstüberl

Luftaufnahme des Wiener Rathauses mit Blick auf die Stadt.
Wien für Wiener. Eine neue Erlebniskarte ermöglicht Touren zu versteckten Orten. Zum Beispiel aufs Dach des Rathauses

Beim Heraustreten aus dem Lift im obersten Stockwerk fällt als erstes der unscheinbare Gang auf. Kein roter Teppich, keine Steinsäulen, keine verschnörkelten Luster. Nur: weiße Wände, grauer Boden.

Dann öffnet die Rathauswache die Tür auf den Dachboden: Es riecht nach Sägespänen, man hört lautes Hämmern, der Wind bläst durch die Ritzen. Auf Holzbrettern – um über Rohre und Erhebungen zu kommen – geht es den Gang entlang. Über einem ist das Gebälk, Stahlstreben und Holzbalken.

Blick auf eine Stahlkonstruktion unter einer Holzdecke mit Lampen.

Durch vier, fünf Türen wird man geleitet. Zwei-, dreimal um die Ecke. Und dann stehen sie vor einem: die steinerne Allegorie auf Wien, die Wappenträgerin der Rossau oder ein Bürgersoldat. Man ist in der Figurengalerie auf der vorderen Brüstung des Rathauses in 50 Metern Höhe angekommen.

Eine Person fotografiert die Statuen auf dem Wiener Rathaus.

Exklusive Führungen

Aufs bzw. unters Dach des Rathauses kommt man ab 2021 (voraussichtlich) einmal im Monat. Es ist eine der Touren, die man über die neue „Vienna City Card – Experience Edition“ der Stadt Wien buchen kann.

Seit Kurzem, kann man diese Karte nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere erstehen: „Noch rechtzeitig, um ein Weihnachtsgeschenk zu werden“, sagt Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner.

Ein Mann in einem blauen Anzug mit Krawatte vor einem unscharfen Hintergrund.

160 Erlebnisse

Um 25 Euro kann man ein Jahr lang 160 Erlebnisse oder Gastrobesuche mit der Karte vergünstigt buchen. Einige Touren wie jene durch eine Silberschmiede, in die Rathausbibliothek oder auf den Rathausdachboden sind kostenlos.

Blick von oben

Von der Figurengalerie ging es unterdessen zurück auf den Dachboden, zweimal ums Eck, bis zur kleinen, gusseisernen Tür, durch die man einen Blick in den Festsaal von oben erhaschen kann, in dem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) derzeit immer wieder Reden vor dem Gemeinderat hält.

Blick durch ein verziertes Gitter auf einen Festsaal mit Bühne und Flaggen.

Man sieht etwas später die Halterungen, in denen die MA 34 die Außenfahnen befestigt und Zwischenböden, von denen aus man zu Lustern kommt. Eine Wien-Führung für Wiener.

Drastisches Minus bei den Nächtigungen

Für den Städtetourismus war das Jahr aufgrund der Corona-Krise ein besonders hartes. Die Wiener Hoteliers konnten nicht einmal ein Drittel ihrer üblichen Nächtigungen verbuchen, Hotels und Gastronomie sind weiter geschlossen, die Ballsaison wurde abgesagt.

Und so sehen sich die Touristiker auch nach anderen Zielgruppen um. Die Erlebnis-Karte der Vienna City Card wurde ins Leben gerufen.

Ein Mann in Anzug gestikuliert vor einem „City of Vienna“-Logo.

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ)

Ein Produkt, das laut dem roten Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke im Gegensatz zur klassischen „Vienna City Card“ Wienerinnen und Wiener ansprechen soll, ihre Stadt neu zu entdecken: „Das schafft unvergessliche Erlebnisse, aber auch Frequenz und damit Mehrwert, weil die lokale Tourismuswirtschaft in einer Zeit unterstützt wird, in der Hilfe besonders notwendig ist.“

Adaptiert

Die erste Rathausdach-Führung ist für den 18. Februar buchbar. Dann kann die Tour anders aussehen. Aufgrund von Bau- oder Sanierungsarbeiten müssen die Führerinnen vom Stadtservice Wien manchmal ausweichen.

Eine weiße Wendeltreppe, gesehen von oben, mit Kabeln an der Seite.

Wenn die Gruppe Glück hat und die Witterung passt, dürfen sie vielleicht in den Turm. In die Wendeltreppe, die theoretisch hinauf zum Rathausmann führt. Jene 3,4 Meter hohe Statue, mit der es Architekt Friedrich Schmidt schaffte, die Regel, nicht höher als die 99 Meter hohe Votivkirche zu bauen, doch aushebelte.

Mit Rathausmann ist das Rathaus 103,3 Meter hoch.

Ein Blick über Wien mit der Votivkirche im Vordergrund.

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