Als die Synagogen brannten, schaute die Feuerwehr tatenlos zu
Die Wiener Berufsfeuerwehr bemüht sich, ihre Nazivergangenheit aufzuarbeiten. Vieles was zwischen 1938 und dem Kriegsende 1945 passiert ist, ist noch immer unklar. Manches wirft ein dunkles Licht auf diejenigen, die eigentlich Menschen und Häuser retten sollten.
Am 10. November um 9 Uhr 15 rückt die Wiener Berufsfeuerwehr nach der Pogromnacht zum ersten Einsatz aus. Gelöscht werden aber nur kleine Brände, später wird gar nicht mehr gehandelt. Ein einziger Tempel bleibt verschont: Die Synagoge in der Seitenstettengasse im 1. Bezirk und zwar aus baulichen Gründen, denn umliegende Häuser hätten in Mittleidenschaft gezogen werden können. Die Floriani-Jünger schauen tatenlos zu wie 61 jüdische Gebetsstätten in Wien abbrennen oder gesprengt werden. Die SS-Rollkomandos haben sie selbst gerufen. Ihre Aufgabe: Nachbargebäude schützen.
Ob die SS auch den Befehl dazu gegeben hat, oder doch interne Kommandanten, ist bis heute unklar. Wohl gefühlt haben sich viele Feuerwehrmänner dabei sicher nicht. Jüdische Kammeraden sind nach dem Anschluss im März entlassen worden. Dafür sind Männer wiedereingestellt worden, die man nach den Februarkämpfen 1934 entfernt hatte. Es bildete sich innerhalb der Wiener Feuerwehr sogar eine Widerstandsgruppe. Die SS entdeckt diese Zelle, Wiener Feuerwehrleute werden 1943 zum Tod verurteilt.
Im selben Jahr wird SS-Standartenführer Johann Stanzig Kommandeur der Wiener Feuerwehr.
Der Prototyp eines Nazioffiziers soll in den letzten Kriegstagen sämtliche Feuerwehrleute samt allen Fahrzeugen aus der brennenden Stadt abgezogen haben.
Das dunkelste Kapitel der Österreichischen Geschichte macht auch vor der Feuerwehr nicht halt.
Ab Dezember gibt es dazu eine Sonderschau im Wiener Feuerwehrmuseum bei freiem Eintritt.
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