Ganz ohne Randale kamen die Demos rund um den Akademikerball auch heuer nicht aus. Im Vergleich zum Vorjahr wirkten die Akteure aller beteiligter Parteien aber geradezu gezähmt – Polizei, Ballbesucher aber auch die Demonstranten machten Zugeständnisse, um eine Eskalation zu verhindern. Seitens der Exekutive setzte man auf die Devise "Weniger ist mehr": Während der Demozug im vergangenen Jahr durch ein Spalier aus Polizisten mit Schildern und Helmen marschierte, waren die Beamten heuer kaum zu bemerken. Einige Hundert gingen vorne weg, andere bewachten mit großem Abstand zum Demozug die Sperrzone.
Als die Situation gegen 21 Uhr in der Neustiftgasse zu eskalieren drohte, mahnte ein befehlshabender Beamter seine Kollegen: "Ruhig bleiben, Burschen. Ganz ruhig bleiben!" – ein Appell der durchaus Wirkung zeigte, obwohl der eigens aus Hamburg und Berlin angereiste schwarze Block immer wieder provozierte. Darunter litten vor allem die Polizeihunde. Einige Vermummte provozierten die Tiere und warfen Gegenstände in ihre Richtung. Auf einem Auto, das zur falschen Zeit am falschen Ort war, landete ein ausgerissener Baum – der Fahrer des Smart raste hektisch gegen die Einbahn davon. Auch am Schwarzenbergplatz und am Karlsplatz kam es im Lauf des Abends zu Sitzblockaden und Ausschreitungen.
Die Bilanz des Einsatzes: Sechs verletzte Polizisten, 56 Festnahmen und 300 Identitätsfeststellungen. Alle Festgenommenen waren nach ihren Vernehmung am Samstag wieder auf freiem Fuß. Ein Umstand, der auch die Demo-Veranstalter freute.
Polizeipräsident Gerhard Pürstl lobte die "Offensive gegen Rechts": Die Veranstalter seien kooperativ gewesen und hätten die ganze Zeit über engem Kontakt mit der Polizei gehalten. Beim von der "Offensive" organisierten Demonstrationszug, der vom Schottentor zum Stephansplatz führte, gab es außer einigen Böllern und bengalischen Feuern keine Probleme.
Zugeständnis der FPÖ
In den vergangenen Jahren wurden die FPÖ-nahen Polit-Persönlichkeiten, die den Akademikerball besuchten, nicht müde zu betonen, dass sie sich den Ball nicht verbieten lassen. Heuer gab es auch ein Zugeständnis an die Polizei: "Wir empfehlen den Ballbesuchern, schon früher in die Hofburg einzuziehen, um nicht auf Demonstranten zu treffen. Erstmals wurde unser Rat heuer auch angenommen", sagt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Schon um 17.30 Uhr kamen rund 500 Ballbesucher in die Hofburg.
Einige, die sich nicht an diese Empfehlung der Polizei hielten, bekamen die Wut der Demonstranten zu spüren: Vor dem Kunsthistorischen Museum wurde ein Taxi mit Ballbesuchern blockiert. Bei dieser Aktion kam es zu einigen Festnahmen.
Seitens der Politik gab es, je nach Lager, Lob und Kritik: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos sagte, er habe Verständnis, dass Tausende "gegen den rechten Ball" demonstrierten. ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel kritisierte die Gewaltbereitschaft der Demonstranten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagte, es sei "völlig illegitim, wenn Menschen durch sogenannte Sitzblockaden genötigt werden". Die grüne Studentenorganisation GRAS bezeichnete die Festnahmen als "reine Schikane"; Vertreter der anderen Parteien dankten hingegen der Exekutive.
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