Betrugsverdacht um Salonwagen des Bundespräsidenten

Die Erlebnisbahn veranstaltet Oldtimerfahrten: Der Salonwagen (re.) wurde nach NÖ verkauft, obwohl es ein höheres Angebot aus dem Ausland gegeben haben soll.
Alte Loks offenbar zu Dumpingpreisen an Freunde verkauft / Chef der Erlebnisbahn wurde suspendiert.

Vergangene Woche stand plötzlich die interne Konzernsicherheit in der Wiener Zentrale der Erlebnisbahn. Computer wurden beschlagnahmt, die Schlösser ausgetauscht und der Chef der ÖBB-Tochter, Johann Narrenhofer, rückwirkend suspendiert. Seine Mitarbeiter wurden angewiesen, daheim zu bleiben. Die Bahn prüft gerade, ob Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet wird. Es geht um einem möglichen Betrugsfall.

Salonwagen

In der ÖBB-Zentrale will man noch nicht viel zu den Vorgängen um die Erlebnisbahn sagen. "Ein Mitarbeiter wurde suspendiert, interne Untersuchungen laufen. Lückenlose Aufklärung ist uns wichtig", sagt Konzernsprecher Michael Braun. Hinter vorgehaltener Hand berichten Insider dem KURIER allerdings über dubiose Verkäufe – etwa von alten Lokomotiven oder dem Salonwagen des Bundespräsidenten.

Die Erlebnisbahn veranstaltet Oldtimer-Fahrten, und Narrenhofer soll die dafür benötigten Züge zu Dumpingpreisen an private Vereine in seinem Umfeld verkauft haben. Für die Ausfahrten der ÖBB-Tochter wurden diese danach offenbar wieder angemietet.

Der Hintergrund ist auch sonst pikant. Narrenhofer ist FPÖ-Gemeinderat in Ernstbrunn (NÖ) und als Kritiker der ÖBB-Führung bekannt. Die Bahn-Tochter sollte demnächst verkauft werden, im Dezember wurde sie EU-weit ausgeschrieben. Schon seit Monaten wird spekuliert, was mit Narrenhofer dann passieren würde.

Der Erlebnisbahnchef gilt als nicht einfach und wird intern auch "der Narrische" genannt. Gegenüber dem KURIER erklärt der FP-Politiker, dass er bisher nur einen Brief mit der Suspendierung bekommen hat. "Darin heißt es, es besteht Gefahr, dass ich dem Ansehen der ÖBB Schaden zufügen könnte. Ich habe bis heute keine Infos, was mir vorgeworfen wird. Ich sitze jetzt den zweiten Tag daheim und warte auf einen Anruf. Ich habe drei Kilo abgenommen. Und das, nachdem ich 33 Jahre bei der Eisenbahn bin", sagt Narrenhofer. Der Politiker machte sich zuletzt für eine Revitalisierung von Nebenbahnen stark, so ist er an der Planung einer Verbindung von Korneuburg nach Ernstbrunn beteiligt.

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