Der Personalmangel sei in Wien mittlerweile so schlimm, dass einzelne Leistungen ausgelagert werden müssten. Als Beispiel führte sie die Klinik Ottakring an, wo die radiologische Befundung an Dritte vergeben werden musste.
Rückendeckung gab es bei der Debatte von der FPÖ. Man könne die Bestandsaufnahme der Grünen unterschreiben, erklärte FPÖ-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl. Auf einen kleinen Seitenhieb konnte er aber nicht verzichten. „Warum fällt euch das erst jetzt ein?“ Die Grünen seien immerhin zehn Jahre Teil der Stadtregierung gewesen.
Einstimmigkeit
„Die Wienerinnen und Wiener erwarten sich kein Polit-Hickhack, sondern ein Gesundheitssystem, auf das man sich jederzeit verlassen könne“, erklärte ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer. Auch das dürfte in allen Parteien ähnlich gesehen worden sein. Ein von den Türkisen eingebrachter Antrag wurde darum einstimmig angenommen, also auch mit Unterstützung der Regierungsparteien SPÖ und Neos. Beschlossen wurde die Weiterentwicklung und Digitalisierung der Gesundheitsberatung 1450 samt Möglichkeit zu Terminvereinbarungen. Auch die Forderung nach Berücksichtigung künftiger Primärversorgungseinheiten (PVE) in Stadtentwicklungsgebieten sowie vergünstige Darlehen bei der Gründung eines PVE stießen auf breite Zustimmung.
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Die Einigkeit endete nicht bei der Stadtgrenze. Die SPÖ könne sich mit den Vorhaben des Bundes anfreunden, wie Gesundheitssprecherin Claudia Laschan ausführte. Zwar seien 550 Mio. Euro frisches Geld für die Gesundheit in Österreich „ein bisschen zu wenig“, aber „immerhin ein erster Schritt“. Dass Bereiche wie Schmerzbehandlung oder psychische Versorgung in Ambulanzen verlagert würden, sei begrüßenswert.
Feindbild Ärztekammer
Kritik wurde im Laufe des Gemeinderats allerdings schon geübt: an der Ärztekammer. Die hat bereits Proteste initiiert und wird eben auch am kommenden Montag aktiv auf Missstände hinweisen. Laschan stieß sich besonders an den Slogans der Wiener Ärztekammer, darunter „Ohne uns stirbt Wien“. Das sei „unglaublich tief“, erklärte Laschan und verunsichere die Patientinnen und Patienten.
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