Ältere Frauen als Ziel: Serienräuber in Wien festgenommen

Pensionistin
Der Verdächtige erbeutete seit 2007 insgesamt 3.300 Euro. Präventionsexperte empfiehlt Großeltern zu sensibilisieren.

Ein Mann hat seit 2007 insgesamt sechs ältere Frauen in Wien ausgeraubt und einen weiteren Versuch dazu unternommen. Der mittlerweile 66-jährige Verdächtige wählte fünfmal Personen aus, die kurz zuvor Geld behoben hatten. In zwei Fällen bat er die Opfer bei deren Wohnungen um ein Glas Wasser.

Der Beschuldigte wurde nach der Veröffentlichung von Lichtbildern im November festgenommen. Er erbeutete rund 3.300 Euro, erläuterten Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Wien am Mittwoch.

Der in Wien Favoriten wohnende mutmaßliche Serienräuber beobachtete bei seinen Bankanschluss-Delikten die teilweise mit Rollator ausgestatteten Frauen im Alter von 74 bis 92 Jahren beim Beheben von Bargeld. Im Anschluss folgte er ihnen zu ihren Wohnungen in verschiedensten Teilen Wiens, wo er ihnen im Stiegenhaus ihre Handtaschen entrissen haben soll. In einem Fall dürfte er sogar auf eine Frau eingeschlagen haben, wodurch diese zu Sturz kam und sich einen Knochenbruch zuzog.

Stiegenhäuser seien besonders beliebt bei Tätern, weil tendenziell weniger Zeugen als auf offener Straße zugegen wären, erklärte Sandra Aigner vom LKA Wien bei einem Hintergrundgespräch.

In zwei Fällen wandte der beschuldigte türkische Staatsbürger einen Trick an, um an Beute zu gelangen: Er bat die späteren Opfer bei deren Wohnung um ein Glas Wasser. Eine Pensionistin öffnete hilfsbereit ihre Wohnungstür. Daraufhin soll der Täter unaufgefordert hinein gegangen sein, der Frau Schmuck vom Hals gerissen und ihre Brieftasche geraubt haben, um dann zu flüchten. Im zweiten Fall lehnte eine Frau das Begehr nach einem Glas Wasser ab, der 66-Jährige schnappte sich aber nichtsdestotrotz ihre Handtasche.

66-Jähriger teilgeständig

Am 13. Oktober wurden Familienangehörige auf in den Medien veröffentlichte Lichtbilder des Mannes aufmerksam. Sie erkannten ihn trotz eines getragenen Mund-Nasen-Schutzes und überzeugten ihn, gemeinsam auf eine Polizeiinspektion zu gehen, wo er sich stellte. Am 17. November wurde der 66-Jährige auf Anordnung der Staatsanwaltschaft festgenommen und in die Justizanstalt Josefstadt gebracht. Der Mann ist teilgeständig.

Ihm werden ein versuchter Raub, fünf Raubdelikte und ein schwerer Raub vorgeworfen. Für letzteren beträgt der Strafrahmen ein bis fünfzehn Jahre Haft.

Polizei ruft in Vorweihnachtszeit zu Vorsicht auf

Der Leiter des Präventionsdiensts im LKA Wien, August Baumühlner, empfiehlt speziell jetzt in der Vorweihnachtszeit ältere Personen gegenüber derartigen Delikten zu sensibilisieren. Verwandte, die regelmäßig mit ihren Eltern oder Großeltern darüber sprechen, würden dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Auch könnten die älteren Personen auf ihrem Weg zum Beheben von Bargeld begleitet werden.

Bankangestellte könnten wiederum darauf achten, ob jemand Personen bei der Bargeldbehebung beobachtet und im Falle des Falles warnen. Auf dem Weg nach Hause sollte die Handtasche vor dem Körper getragen werden und die Haustür zugedrückt werden, damit niemand ins Stiegenhaus folgen kann. „Wir wollen keine Panik verbreiten, aber empfehlen den gesunden Menschenverstand einzuschalten und nicht zu gutgläubig zu sein“, sagte Baumühlner.

Generell hätte die Zahl an verübten Raubüberfällen in den letzten Jahren jedoch stark abgenommen, erklärte Richard Götzmann vom LKA Wien. Viele Täter werden erwischt und deren Delikte streng geahndet, wodurch die Attraktivität von Raubüberfällen für Kriminelle abnehme.

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