300 Wiener Wirte können sich an Schanigärten beteiligen

300 Wiener Wirte können sich an Schanigärten beteiligen
Stadt verteidigt Stadtpark als Location und will mit Bezirkschef reden. Budget beschlossen. Grüne für "Open Streets" nach New Yorker Vorbild.

Die von der Stadt angekündigten öffentlichen Schanigärten in Wien, die in allen Bezirken errichtet werden sollen, können von insgesamt 300 Betrieben genutzt werden. Laut einem Sprecher von Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) wird sich diese Zahl jedoch auf insgesamt drei Monate verteilen. Mit den Kritikern, etwa City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), will man nun reden. Dieser hatte beklagt, dass der Stadtpark als Erholungsraum eingeschränkt werde.

Denn dort wird der wohl größte öffentliche Gastgarten entstehen. Der Sprecher des Stadtrats versicherte am Dienstag gegenüber der APA, dass die Gastro-Inseln dort jedoch nur auf befestigten Flächen eingerichtet werden. Die Rasenflächen werden nicht einbezogen. Für den Park, so betonte er, spreche etwa die gute öffentliche Erreichbarkeit und die Tatsache, dass es kaum direkte Anrainer gebe. Auch habe sich das Areal beim Genussfestival schon gastronomisch bewährt.

"Wir werden mit dem Bezirksvorsteher in Kontakt treten", kündigte der Sprecher an. Dies sei nur bisher nicht geschehen, weil das Konzept noch nicht beschlossen worden sei. Was nun der Fall ist: Das Budget für die Aktion - insgesamt 2,8 Mio. Euro - wurde im Finanzausschuss abgesegnet. Die fast 50 Gastro-Inseln werden vom Stadt Wien Marketing aufgebaut. Welche Plätze dabei bespielt werden, ist großteils noch offen - genauso wie der Zeitpunkt des Starts.

27. März wackelt

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat nach der gestrigen Gesprächsrunde zwischen Bund und Ländern betont, dass man jedenfalls an der Umsetzung arbeite, auch wenn noch nicht entschieden wurde, wann die Gastro-Teilöffnung nun tatsächlich stattfindet. Der ursprünglich anvisierte Termin - der 27. März - gilt angesichts hoher Corona-Infektionszahlen inzwischen eher als unwahrscheinlich.

Noch nicht festgelegt ist auch, welche Lokale zum Zug kommen. Wirte, die den öffentlichen Gastgarten nutzen wollen, werden aber wohl nicht den gesamten Zeitraum - also die in Aussicht gestellten drei Monate - in Anspruch nehmen können, sondern nur einen Teil der Zeitspanne. Das bedeutet, dass nicht 300 Wirte gleichzeitig ausschenken können. Denkbar ist etwa, dass 100 Betriebe gleichzeitig einen Monat lang mit dabei sind.

Kritik an Schanigarten-Plänen

Kritik an der Aktion kam unterdessen auch von den Wiener Grünen, die vor "Mega-Schanigärten" warnten. Diese würden nur die Systemgastronomie unterstützen, bekrittelte der nicht amtsführende Stadtrat Peter Kraus in einer Stellungnahme. Prinzipiell sei es richtig, auf Gastro im Freien zusetzen. Wichtiger wäre es jedoch, den Zugang zu einem eigenen Schanigarten vor der Lokaltüre zu erleichtern. Vorbild könnten die "Open Streets" in New York sein, befand er.

Die Pandemie habe bereits gezeigt, dass die Wienerinnen und Wiener den Platz in der Stadt in Anspruch nehmen wollen. "Es geht also nicht, dass die aktuell stark genutzten Freiräume und Erholungsräume wie Parks oder öffentliche Plätze zu Mega-Eventzonen verbaut werden und die Menschen dort verdrängt werden", befand Kraus. Als intransparent bewertete er zudem auch das Verfahren im Zusammenhang mit der Errichtung der Lokalmeilen. Noch sei etwa nicht klar, welche Gastronominnen oder Gastronomen zum Zug kommen würden. "Hier sind noch zu viele Fragen offen."

Lob für das Konzept gab es hingegen vom aktuellen Koalitionspartner der SPÖ, den NEOS. "Wir alle sehnen uns schon sehr nach gemütlichen Zusammentreffen in den Schanigärten - die geplanten Gastroinseln sind ein Pilotprojekt um diesen Weg in Richtung Normalität zu unterstützen", begrüßte der pinke Wirtschaftssprecher Markus Ornig die Initiative. Diese sei ein "Zeichen der Hoffnung und des Comebacks" und ein Schritt, die Wirtschaft wieder zu beleben.

"Völlig undurchdachtes" Konzept

Die Wiener FPÖ hält das Konzept wiederum für "völlig undurchdacht". Deren Chef, der nicht amtsführende Stadtrat Dominik Nepp, kritisierte vor allem die mögliche Aufteilung: "Wenn pro Monat nur 100 Gastronomen zum Zug kommen sollen, dann sind das durchschnittlich 4,3 pro Bezirk. Das ist nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem ist es völlig inakzeptabel, dass die Lokal-Besitzer nach einem Monat ihren Platz wieder räumen müssen."

Nepp befürchtete einen "kapitalen Bauchfleck" des Konzepts. Auch den von der Coronakrise gebeutelten Gastronomen und deren Mitarbeitern werde dadurch das wirtschaftliche Überleben nicht gesichert, befürchtete er: "Ich fordere Ludwig auf, seine Spompanadeln zu beenden und die Wiener Gastronomiebetriebe so schnell wie möglich wieder kontrolliert zu öffnen."

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