15-Stunden-Tage, armutsgefährdet: Alleinerziehende in der Krise

(Symbolbild)
Gleich mehrere Vereine fordern Maßnahmen, um die Existenzgrundlage von Alleinerzieherinnen zu sichern.

Sie arbeiten im Schnitt 15 Stunden am Tag und sind trotzdem überdurchschnittlich häufig armutsgefährdet. "Alleinerzieherinnen sind die großen Verliererinnen der Coronakrise", sagt Andrea Czak, Obfrau vom Verein feministische Alleinerzieherinnen (FEM.A).

Aktuelle Studien der WU und der Arbeiterkammer würden zeigen, dass Mütter, die ihre Erwerbsarbeitszeiten während des Lockdowns zurückgeschraubt haben, bis dato rund 4.000 Euro Einkommen verloren haben.

Dieser Wert entspreche ziemlich genau der unbezahlten Arbeit, die sie zu Hause mehr geleistet wurde, meint Czak. Zu 5,8 Stunden Erwerbsarbeit würden im Schnitt 9,1 Stunden Haus- und Kinderbetreuungsarbeit kommen.

15-Stunden-Tage, armutsgefährdet: Alleinerziehende in der Krise

Eine fiktive Honorarnote thematisiert die unbezahlte Arbeit vieler Frauen

Erschwert werde die aktuelle Situation durch ein veraltetes Unterhaltsrecht, sagt Czak: "Der Regelbedarf basiert auf einer Kinderkostenstudie von 1964." Er werde jährlich lediglich an die Inflation angepasst. 

Veraltete Studie

Aktuell beträgt der Regelbedarfssatz für ein vierzehnjähriges Kind 350 Euro. Laut einer Referenzstudie der Schuldnerberatung beträgt der Bedarf eines vierzehnjährigen Kindes jedoch 840 Euro.

Der Verein FEM.A fordert daher eine neue Studie sowie eine staatliche Unterhaltssicherung, wenn der Kindesvater nicht genügend oder gar keinen Unterhalt zahlen kann.

Angst vor Gewalt

Neben den existenziellen Zukunftsängsten haben einige Alleinerzieherinnen auch mit Schikanen durch gewalttätige Partner zu kämpfen, ergänzt Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF).

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Maria Rösslhumer: "Frauen fühlen sich im Stich gelassen."

"Es gibt Väter, die sich nicht an die vereinbarten Besuchskontakte halten, andere drohen, die Kinder nicht mehr zurückzubringen oder den Kindesunterhalt einzustellen oder reduzieren zu wollen", sagt Rösslhumer. "Die betroffenen Frauen fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.“

Angesichts dieser Missstände lehnt AÖF die geplante Doppelresidenz-Regelung ab.

Stattdessen wäre es notwendig, Besuchscafés, in welchen begleitete Besuchskontakte stattfinden können, auszubauen und finanziell besser auszustatten.

Finanzielle Unterstützung

Der österreichische Frauenring appelliert zudem an die Regierung die ökonomische Absicherung von Frauen in den Vordergrund zu rücken.

Konkret fordert der Verein die Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent, den Familienbonus in voller Höhe von EUR 1.500 Euro für Alleinerzieherinnen, unabhängig vom Einkommen, die Verlängerung des Familienhärtefallfonds sowie der transparente Zugang für alle Betroffenen.

Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben dazu: "Die Politik hat die Verpflichtung, alle Menschen dabei zu unterstützen, dass sie würdig und selbstbestimmt leben können. Gerade jetzt, damit die Corona-Krise nicht zur sozialen Pandemie wird. Besonders für Frauen."

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