1305 Menschen werden vermisst

1305 Menschen werden vermisst
Kompetenzzentrum für abgängige Personen seit vier Jahren aktiv / Anstieg bei Flüchtlingen.

Rund 50 Polizisten beschäftigen sich landesweit ausschließlich mit der Fahndung nach Vermissten. Seit 2013 ist das Kompetenzzentrum für abgängige Personen (KAP) zentraler Ansprechpartner für die Ermittler, denn dort laufen alle Fäden zusammen. "Mittels eines Tools können wir immer bundesweit sehen, wie viele Personen derzeit vermisst werden. Außerdem arbeiten wir mit NGOs zusammen und versuchen, auch auf präventive Maßnahmen zu setzen", sagt Abteilungsleiterin Regine Wieselthaler-Buchmann.

Freitagmorgen lagen 1305 Anzeigen wegen abgängiger Personen vor. Die Zahl verändert sich aber ständig, denn bei einem großen Teil der Personen handelt es sich um Jugendliche. Diese Fälle können meist rasch geklärt werden. Genau umgekehrt verhält es sich bei den Nicht-EU-Bürgern – wie zum Beispiel den Flüchtlingen. Während die Klärungsrate bei abgängigen EU-Bürgern bei 99,3 Prozent liegt, kann der Aufenthaltsort von abgängigen Nicht-EU-Bürgern nur in 89,7 Prozent der Fälle geklärt werden.

Anstieg um 111 Prozent

Vor der Flüchtlingswelle 2015 waren von 824 Abgängigen nur 393 Nicht-EU-Bürger. Zweieinhalb Jahre später hat sich diese Zahl um 111 Prozent erhöht: Im Oktober 2017 gelten 832 Nicht-EU-Bürger als abgängig – das sind 60 Prozent aller Vermisstenfälle. Die Chance, die Personen zu finden, ist laut den Experten des Bundeskriminalamts gering. "Es handelt sich bei diesen Menschen teils um Erwachsene und teils um Minderjährige, die sich in andere Länder absetzen. Wenn sie dort registriert werden, gibt es die Möglichkeit, sie über den Fingerabdruck zu identifizieren. Bei Kindern unter 14 Jahren werden aber beispielsweise gar keine Abdrücke registriert, was eine Auffindung sehr schwierig macht", erklärt Experte Stefan Mayer.

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern sind die Vermisstenfälle der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Wien und Niederösterreich hoch. Mit Stand Oktober waren es in der Bundeshauptstadt insgesamt 273, in Niederösterreich 239 Personen. An dritter Stelle reiht sich die Steiermark mit "nur" 56 vermissten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein. Laut Regine Wieselthaler-Buchmann sei es vor allem bei den Kindern und Jugendlichen wichtig, die Zahl der Abgängigen zu reduzieren. Denn gerade diese Altersgruppe macht 80 Prozent der Vermisstenfälle aus. Besonders auffällig ist die Zahl der Mehrfachabgängigkeiten. "In schweren Fällen bis zu 100 Mal", sagt Gerhard Brunner vom KAP.

In Wien wurden vergangenes Jahr 1416 Fälle gezählt, bei denen Minderjährige mehr als einmal vermisst wurden – gefolgt von Oberösterreich mit 867 und Kärnten mit 493 Fahndungen. Aus diesem Grund wurde ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem es um das Verschwinden von Kindern und Jugendlichen aus Sozialeinrichtungen geht. Außerdem wurden Polizeiinspektionen, die von diesem Phänomen besonders stark betroffen sind, herausgefiltert. Dort werden speziell ausgebildete Beamte auf diese Fälle angesetzt.

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