12-Jährige missbraucht: Zehn weitere Burschen angeklagt

Es war und ist einer der aufsehenerregendsten und emotionalsten Fälle der vergangenen Monate: Die damals 12-jährige Anna (Name geändert, Anm.) soll in Wien-Favoriten von einer 17-köpfigen Gruppe Jugendlicher und junger Männer sexuell missbraucht worden sein. Es geht um schweren sexuellen Missbrauch Unmündiger, Nötigung und Besitz von Kindesmissbrauchsmaterial. All das soll sich von März bis Juni 2023 unter anderem in einem Hotelzimmer und Parkhaus zugetragen haben. Die Krone berichtete zuerst über die Anklage.
Bereits mehrfach wurde zu den Vorfällen prozessiert. Ein heute 17-jähriger Syrer wurde erst Anfang des Jahres freigesprochen, obwohl das Mädchen zum eingeforderten Oralsex "nein" sagte. Auch ein junger Landsmann wurde freigesprochen. Das Unverständnis in der Bevölkerung war groß.
Einschüchterung
Ende März setzte es dann eine teilbedingte Haftstrafe für den mittlerweile volljährigen afghanischen Ex-Freund des Mädchens. Die Vorwürfe gegen ihn lauteten ähnlich. Sein Schicksal könnte nun auch zehn weiteren Beschuldigten blühen. In der nicht rechtswirksamen Anklageschrift, die dem KURIER vorliegt, erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Burschen im Alter von 14 bis 19 Jahren. Vorgeworfen wird ihnen die sexuelle Nötigung der damals zwölfjährigen Anna.
Konkret soll das Mädchen zum Geschlechtsverkehr genötigt worden sein, ebenso sei ihre sexuelle Selbstbestimmung verletzt worden. Wie schon in den Prozessen davor, sagte Anna offenbar mehrmals "nein", setzte den mutmaßlichen Übergriffen aus Angst aber nichts entgegen.
Die Verdächtigen sprechen hingegen von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr - etwa in Stiegenhäusern.
Klarheit: Die wichtigsten Begriffe
Die Wiener Polizei ist eine der größten Polizeidienststellen in Österreich und spielt eine zentrale Rolle in der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in der Stadt. Die Beamten sind in verschiedenen Abteilungen und Einheiten organisiert, die sich auf unterschiedliche Bereiche wie Kriminalitätsbekämpfung, Verkehrssicherheit und öffentliche Sicherheit konzentrieren. Laut LPD arbeiteten mit Stand Dezember 2024 insgesamt 7.278 Exekutivbedienstete inkl. Vertragsbedienstete mit Sondervertrag in Wien.
Die Jugendkriminalität umfasst in der Regel Straftaten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren sowie von jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 20 Jahren. Im Gegensatz zu Jugendlichen unter 14 Jahren sind diese Altersgruppen deliktsfähig, das heißt strafbar (die Setzung von Erziehungsmaßnahmen, etwa die Unterbringung in einer betreuten Wohngemeinschaft, ist auch bei unter 14-Jährigen möglich). Die Strafrahmen nach dem Jugendgerichtsgesetz, also bei 14- bis 18-Jährigen, sind in vielen Fällen niedriger als bei Erwachsenen.
Derzeit werden jedoch immer wieder Forderungen nach härten Strafen für junge Täter laut, nachdem Berichte über minderjährige Handyräuber, Autoknacker, Schläger, Vergewaltiger oder Drogendealer in der subjektiven Wahrnehmung vieler in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Tatsache ist: In Wien wurden im Vorjahr 568 Minderjährige angezeigt. Zu Festnahmen kam es allerdings nur in 55 Fällen. Der Grund dafür: Ein Großteil der Delikte geht auf zwei oder drei Dutzend sogenannter Intensivtäter zurück, also Unbelehrbare, die wiederholt straffällig werden.