Zu viele Touristen, zu große Probleme: Barcelona zieht die Notbremse
Einmal auf den Ramblas flanieren, die unvollendete Kathedrale Sagrada Familia sehen oder einfach nur shoppen – Barcelona gilt unter Städtetouristen seit Langem als Top-Destination und wird auch von Kreuzfahrtschiffen en masse angesteuert. Seit die katalanische Stadt vor 25 Jahren die Olympischen Spiele austrug, vermarktet sie sich erfolgreich als Touristenparadies.
Doch hinter dieser Fassade brodelt es, immer größer wird die Unzufriedenheit vieler Bewohner. Grund ist die auch nach den vielen Jahren des Massentourismus weiter steigende Besucherzahl. Im Vorjahr machten 32 Millionen Reisende Halt im 1,6 Millionen Einwohner zählenden Barcelona – die meisten nur für wenige Stunden und ohne viel Geld dazulassen.
Hohe Preise, wenig Lohn
"In der Altstadt übertrifft die Zahl der Touristenbetten die der Anwohner um das Dreifache", sagte Bürgermeisterin Ada Colau – in ihrem früheren Leben Aushängeschild der Hausbesetzerszene – dem deutschen Magazin Der Spiegel. Neben den rund 125.000 offiziellen gibt es Zehntausende illegale Gästebetten und zu Appartements umfunktionierte Privatwohnungen. Die Mieten in Barcelona sind mittlerweile die höchsten in ganz Spanien, der Tourismussektor leidet unter massivem Lohndumping.
Als Gegenmaßnahme wollte die Stadtregierung am Freitag ein Gesetz verabschieden, das die Zahl der angebotenen Gästebetten limitieren und den Bau sowie Betrieb neuer Unterkünfte auf Eis legen soll. Unterstützt wird das von 40 Bürgergruppen, bekämpft von der Hoteliervereinigung. Das Gesetz schade der ohnehin schwachen Wirtschaft Barcelonas, führt diese im britischen Guardian ins Rennen. Zudem würde nur ein Viertel der Touristen in der Stadt übernachten.
Gästekontingente
Besonders betroffen ist auch Venedig. Auf 265.000 Einwohner kommen 25 Millionen Besucher im Jahr – und davon übernachtet nur ein Drittel in der Lagunenstadt. Die Folge: Umweltprobleme, exorbitante Preise und Bevölkerungsrückgang. Jedes Jahr kehren 1000 Venezianer ihrer Stadt den Rücken.
Was in Venedig bisher scheiterte, soll auf Santorin durchgezogen werden: eine Beschränkung der Tagestouristen.
Die kleine griechische Insel – bekannt für ihre strahlend weißen Häuser vor tiefblauem Meer – wird im Sommer von Kreuzfahrttouristen geflutet. Deren Zahl soll auf 8000 begrenzt werden.
Dass es Städten schaden kann, wenn sich in ihnen zu viele Menschen tummeln, haben auch Reiseveranstalter erkannt. Laut Spiegel bewerben manche aktiv neue Reiseziele, um altbekannte zu entlasten. So vermarkte TUI das montenegrinische Kotor als Alternative zum kroatischen Hotspot Dubrovnik – denn auch das habe einen Hafen.
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