Jetzt haben auch die USA ihren "Aufschrei"
Sechs Menschen hat Elliot Rodger auf dem Gewissen, zum Schluss hat er sich selbst das Leben genommen: Der Amoklauf im US-Bundesstaat Kalifornien hat die USA erschüttert – nicht nur ob der Grausamkeit des Täters, sondern auch wegen seiner Motivation. Rodger hatte seine Tat genauestens geplant, um damit eines zu erreichen: der Frauenwelt zu zeigen, was sie davon habe, dass sie ihn verschmäht.
147 Seiten lang ist sein Manifest – die Streitschrift eines misogynen Mannes, der sein Leid an der fehlenden weiblichen Aufmerksamkeit festmachte. „Ich bin der perfekte Mann“, schreibt er da etwa – „und ihr werft euch stattdessen diesen widerwärtigen Typen an den Hals. Ich werde euch dafür bestrafen. Das ist eine Ungerechtigkeit.“
Frauen, wehrt euch!
Diese „Ungerechtigkeit“ hat nun einen Aufschrei zur Folge: Das Zerrbild, das Rodger mit seinem Text darstellt, lässt die Emotionen in den USA hochgehen. Ähnlich wie in Deutschland vor einem Jahr ist es vor allem das Netz, das diese Welle der Empörung trägt.
Hierzulande war der Anlassfall zwar ein geringerer - der damalige FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle hatte sich mit untergriffigen Bemerkungen gegenüber einer Reporterin in die Nesseln gesetzt -, der „Aufschrei“ auf Twitter war dennoch unüberhörbar. Unter eben jenem Hashtag erzählten Frauen von Übergriffen und Untergriffen – und wollten so raus aus der Opferrolle, hin zur Sichtbarmachung des Problems.
24.000 Tweets pro Stunde
Die Systematik in den USA ist dieselbe, nur der Hashtag ein anderer. #YesAllWomen heißt er hier –er soll symbolisieren, dass Sexismus alle Frauen betrifft. 1,2 Millionen Mal wurde er bereits verwendet, derzeit 24.000 Mal pro Stunde, hat der Internetdienst Topsy errechnet.
Die Geschichten, die im Netz zu lesen sind, gleichen jenen aus Deutschland. „Zu sagen, dass man einen Freund hat, lässt einen Typen eher wieder gehen als ein ‚Nein‘ – weil Männer andere Männer eben mehr respektieren als Frauen“, schreibt etwa eine Nutzerin. „Weil ein Geständnis auf Band nicht ausreicht, um ihn ins Gefängnis zu bringen“, eine andere.
Weltweite Debatte
Oder es gibt schlicht ein Margaret-Atwood-Zitat zu lesen: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männern sie umbringen.“ Die Bandbreite an Kommentaren ist enorm – etwas, was die Initiatorinnen des Twitter-Trends durchaus beabsichtigt haben: „Lasst uns darüber diskutieren, was vielleicht ‚nicht alle Männer‘ machen, aber was alle Frauen zu befürchten haben“, so Nutzerin @gildedspine in einer Twitter-Unterhaltung der US-Autorin Annie Cardi.
Wohin die Debatte noch führt, wird sich zeigen – angekommen ist sie jedenfalls auf allen Ecken des Globus, wie diese Visualisierung zeigt.
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