Vulkanausbruch: "Es war wie in der Hölle"

Bei einem plötzlichen Vulkanausbruch starben Dutzende Bergsteiger.

Es war wie in der Hölle", schildert ein geschockter Bergsteiger das Drama auf dem Vulkan Ontakesan. "Wir gerieten in den Ascheregen und wurden von Gesteinsbrocken getroffen. Wir konnten nicht mehr atmen, also bedeckten wir Mund und Nase mit Tüchern. Doch dann konnten wir nicht einmal mehr die Augen öffnen." Der Mann hatte Glück im Unglück – er wurde mitsamt seiner Seilschaft gerettet. Seine Kameraden und er wurden nur leicht verletzt.

Vulkanausbruch: "Es war wie in der Hölle"
Volcanic smoke rises from Mt. Ontake, which straddles Nagano and Gifu prefectures, central Japan, in this September 28, 2014 photo taken and released by Kyodo. More than 30 people were feared dead on Sunday near the peak of the Japanese volcano that erupted a day earlier, sending a huge cloud of ash and rock tumbling down its slopes, while packed with hikers. Mandatory credit. REUTERS/Kyodo (JAPAN - Tags: DISASTER ENVIRONMENT) ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. MANDATORY CREDIT. JAPAN OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN JAPAN. YES
Beim plötzlichen Ausbruch des Ontakesan rund 200 Kilometer westlich von Tokio dürften Dutzende Alpinisten ums Leben gekommen sein: Die Bergungsmannschaften gingen zunächst von etwa 31 Toten aus. Rund 40 weitere Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Wegen der herbstlichen Laubfärbung waren Hunderte Wanderer in die Region gekommen, um Ausflüge am Ontakesan zu unternehmen. Viele von ihnen waren zeitweise eingeschlossen, darunter auch Kinder.

Von Gestein getroffen

Auf die Menschen fielen Asche und Gesteinsbrocken nieder. "Einige Brocken waren so groß wie Autos", sagt Sayuri Ogawa, die eine Gruppe von Wanderern auf den Gipfel führte. "Ich dachte, wir müssen sterben", so die 43-jährige Alpinistin. Die Gegend um die Bergstation versank in Asche.

"Es gab ein Geräusch wie bei einem Donner und der Himmel verdunkelte sich durch den Rauch", erzählt ein Hüttenwirt. Die Menschen begannen, um ihr Leben zu rennen. "Unter uns waren welche, deren Rucksäcke zu brennen begannen", berichtet ein Überlebender. "Ich wurde von Steinen am Rücken getroffen. In dem heißen Wind konnte ich kaum atmen", sagte Takao Kamata, 60. Er habe nur noch an seine Familie gedacht und gedanklich schon Abschied genommen. Kamata überlebte, weil er mit den Händen einen Hohlraum vor dem Mund bildete, um nicht zu ersticken.

Viele Wanderer konnten in letzter Minute aus eigener Kraft absteigen, andere blieben teils schwer verletzt auf dem Berg zurück: Wegen starker Schwefelschwaden mussten die Rettungskräfte ihren Einsatz am Gipfel des 3067 Meter hohen Berges immer wieder unterbrechen. Militärhubschrauber brachten eilends einige Wanderer in Sicherheit. Weil die gefährlichen Eruptionen andauerten, mussten jedoch 50 Bergsteiger, darunter Verletzte, die Nacht auf Hütten verbringen.

In den Hütten spielten sich ebenfalls dramatische Szenen ab: Der Sender NHK zeigte Videos, auf denen die Schreie der Menschen im Dunkeln zu hören sind, wenn Gestein das Dach trifft. "In unserer Hütte stürzte das Dach ein. Wir flüchteten in den Keller und schützten unsere Köpfe mit Matratzen", so ein Bergsteiger.

Der Ontakesan war völlig überraschend ausgebrochen, ohne dass es zuvor Hinweise darauf gegeben hätte. Der Vulkan spie eine Aschewolke aus, die Hunderte Meter in die Höhe reichte. An den Berghängen gingen Gerölllawinen nieder. Es war das erste Mal seit 1991, dass in Japan wegen eines Vulkans Todesopfer zu beklagen zu waren. Die letzte größere Eruption am Ontakesan gab es 1979.

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