Vierte Krawall-Nacht in Pariser Vororten

Autos brannten auch in der letzten Nacht.
Der Auslöser für die derzeitigen Krawalle war die Misshandlung eines 22-jährigen Schwarzen durch vier Polizisten im Vorort Aulnay-sous-Bois.

Die nach einem Polizeiübergriff ausgebrochenen Krawalle in nördlichen Pariser Vororten reißen nicht ab. In der Nacht zum Mittwoch setzten Jugendliche Dutzende Autos in Brand und zündeten einen Kindergarten an. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben in dieser mittlerweile vierten Krawallnacht rund ein Dutzend Personen fest.

Auslöser der Ausschreitungen war die Festnahme und anschließende Misshandlung eines 22-Jährigen Schwarzen am 2. Februar durch vier Polizisten im Vorort Aulnay-sous-Bois. Die Polizisten wurden daraufhin vom Dienst suspendiert, gegen einen von ihnen läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vergewaltigung. Präsident Francois Hollande hatte das Opfer am Dienstag im Krankenhaus von Aulnay besucht.

Opfer ruft zur Ruhe auf

Ein Opfer von Polizeigewalt in Frankreich hat die Jugendlichen in seinem Viertel nach tagelangen Ausschreitungen zur Ruhe aufgerufen. Der 22-Jährige Schwarze appellierte am Dienstagabend an die Bewohner seiner Pariser Vorstadt, die Polizei "nicht zu bekriegen".

In der vergangenen Woche hatten Polizisten den jungen Schwarzen, den sie des Drogenhandels verdächtigten, festgenommen und dabei mit Schlagstockhieben schwer verletzt. Ein Polizist soll ihm einen Schlagstock in den After gerammt haben. Der 22-Jährige musste operiert werden und ist zwei Monate lang arbeitsunfähig geschrieben.

Hollande nannte ihn einen "jungen Mann, der immer für sein vorbildliches Verhalten bekannt war". Er habe verantwortlich und mit Würde auf den Vorfall reagiert.

Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve hat ein hartes Vorgehen gegen die Täter angekündigt. Gegen die vier beteiligten Sicherheitskräfte wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, gegen einen von ihnen wegen Vergewaltigung. Sie sind vom Dienst suspendiert.

Bereits vor zwölf Jahren Schauplatz schwerer Krawalle

Vor zwölf Jahren waren die nördlichen Vororte bereits schon einmal Schauplatz schwerer Krawalle. Damals gingen rund 10.000 Autos und 300 Gebäude in Flammen auf, und die Regierung verhängte den Ausnahmezustand, um der Unruhen Herr zu werden. Die nördlichen Vororte gelten wegen ihres hohen Ausländer- und Zuwandereranteils als soziale Brennpunkte. Die Arbeitslosigkeit in Aulnay-sous-Bois etwa liegt doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt von zehn Prozent. Die Ausschreitungen dürften eine Rolle im Wahlkampf spielen, in dem die Präsidentschaftskandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, immer größeren Zulauf erhält.

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