Papst Franziskus: "Ich bin Sünder und bin fehlbar"
Der Papst hält nichts davon, als Vorbild hingestellt zu werden: "Ich bin ein ganz normaler Mensch, der tut, was er kann. Ich bin Sünder und bin fehlbar, und wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist," sagt er. "Man gesteht mir nicht zu, ein fehlbarer Sünder zu sein." In einem ausführlichen Interview mit der deutschen Wochenzeitung Die Zeit deutete der Papst aus Argentinien auch eine Lockerung des Zölibats an. Er äußert sich aber sehr, sehr vorsichtig. Es gehe darum den richtigen Augenblick zu erkennen, darüber nachzudenken , welche Aufgaben die "Viri Probati" (bewährte Männer, die verheiratet sind) übernehmen können, "zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden".
Viel offener berichtet Franziskus über seine Glaubenszweifel und Momente der Leere. "Ein Glaube, der nicht in die Krise gerät, um an ihr zu wachsen, bleibt infantil." Wer immer sicher sei, sei in Wahrheit ein Fundamentalist.
Nach Überzeugung des Papstes ist der Glaube ein Geschenk und "nichts, was man sich erwirbt". Glaube sei für ihn Licht und die Fähigkeit, das eigene Leben zu deuten. Für den, der glaube, sei alles möglich. Franziskus sprach sich für die Freiheit in der theologischen Forschung aus. "Wahrheit ist, keine Angst zu haben. Ängste schließen Türen. Die Freiheit öffnet sie. Und wenn die Freiheit klein ist, öffnet sie immerhin ein Fensterchen."
Besorgt äußerte sich Franziskus über die Zunahme des Populismus in den westlichen Demokratien. "Populismus ist böse und endet schlecht, wie das vergangene Jahrhundert gezeigt hat." Populismus stütze sich immer auf einen Messias und auf die Rechtfertigung, die ,Identität des Volkes‘ bewahren zu müssen.
Auch über seine Kritiker im Vatikan äußerte sich der Papst. "Ich kann verstehen, wenn meine Art, die Dinge anzugehen, manchen nicht gefällt." Seinen ärgsten Gegner, den früheren Kurienkardinal Raymond Leo Burke aus den USA, empfindet er "nicht als Widersacher". Burke sei ein exzellenter Jurist, er habe ihn auch nicht auf die Pazifikinsel Guam verbannt, sondern zur Aufklärung von Missbrauchsfällen geschickt. Der Auftrag sei fast erledigt.
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