Vatikan: Neue Regeln für die Anerkennung von Wundern

Vatikan: Neue Regeln für die Anerkennung von Wundern
Klarere Bestimmungen für die Arbeit der medizinischen Gutachter.

Der Vatikan hat einige Regeln für die Anerkennung von Wundern überarbeitet. Ziel der Neuerungen ist offenbar, den Umgang mit der Materie besser gegen Zweifel zu wappnen, berichtete Kathpress.

Hinsichtlich der Verehrung verstorbener Glaubensvorbilder hat der Heilige Stuhl ein Selig- und Heiligsprechungsverfahren eingerichtet. Es soll sicherstellen, dass das hohe sittliche Ansehen der Betreffenden begründet und ein öffentlicher Kult legitim ist. Als ein Beweis dafür dienen Wunder, die auf Fürsprache der Seligen und Heiligen gewirkt werden - "ein 'Fingerzeig Gottes', der sozusagen das menschliche Urteil über ihre Heiligkeit im Leben ratifiziert", erklärte Erzbischof Marcello Bartolucci, Sekretär der Kongregation für Heiligsprechungsverfahren.

Bisherige Geschäftsordnung von 1976

Die bisherige "Geschäftsordnung für den medizinischen Rat der Kongregation für Heiligsprechungsverfahren" stammt aus dem Jahr 1976 und wurde zuletzt 1983 nachgebessert. Im Mittelalter hatte ein Katalog wundersamer Vorkommnisse genügt, um jemanden selig oder heiligzusprechen. Papst Innozenz IX. machte es 1678 zur Pflicht, dass Berichte von Heilungswundern auch von Medizinern geprüft werden. Bis heute gilt aber die Aufgabenteilung: Naturwissenschaftler äußern sich nur zu den Fakten; deren Deutung ist Sache der Theologie.

Die am gestrigen Freitag veröffentlichte neue Geschäftsordnung legt fest dass die medizinischen Gutachter - ausgewiesene Fachleute von untadeligem Ruf - auf jeweils fünf Jahre vom Präfekten der Heiligsprechungskongregation ernannt werden; er bestimmt auch den Vorsitzenden des Gutachter-Gremiums. Aufgabe der bezahlten Experten ist ausschließlich, bei angeblich unerklärlichen Heilungen ein wissenschaftliches Gutachten zu erarbeiten sowie Zweifel und Einwände zu klären.

Drei Chancen

Das Verfahren sieht vor, dass zwei Fachleute unabhängig voneinander einen Fall untersuchen; kommt wenigstens einer zu dem Ergebnis, die Heilung widerspreche jeder medizinischen Erfahrung, wird die Sache im Kreis von sieben, mindestens sechs Medizinern diskutiert. Teilen fünf beziehungsweise vier von ihnen die Auffassung von der Unerklärlichkeit, sind die Theologen mit ihrer Bewertung an der Reihe. Zweifeln schon die beiden beauftragten Gutachter am übernatürlichen Charakter, wird ein dritter hinzugezogen; bleibt auch er skeptisch, ist der Fall vom Tisch. Scheitert ein mutmaßliches Wunder in der Abstimmung des Gremiums, kann die Heiligsprechungskongregation ein neues Gremium mit der Prüfung beauftragen. Das mutmaßliche Wunder hat drei solche Chancen, dann ist Schluss.

Der Vatikan will weiter jede Beeinflussung der Mediziner durch die Antragsteller oder den Anwalt einer Selig- oder Heiligsprechung unterbinden: Jeglicher Kontakt ist verboten, etwaige Bitten um weitere Dokumente haben ausschließlich über den Untersekretär der Heiligsprechungskongregation zu laufen.

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