Trump nach Tod von Warmbier: Nordkorea "brutales Regime"
Der erst kürzlich nach 17-monatiger Haft in Nordkorea heimgekehrte US-Student Otto Warmbier ist tot. Das teilten seine Eltern Fred und Cindy Warmbier am Montag in einer Stellungnahme mit. "Im Kreise seiner ihn liebenden Familie ist Otto um 14.20 Uhr gestorben", heißt es darin.
Der 22-Jährige hatte nach Darstellung von Ärzten schwere Hirnschäden erlitten und war im Wachkoma liegend in die USA zurückgebracht worden. Er konnte zwar die Augen öffnen und blinzeln, es gab aber keine Anzeichen, dass er auf Sprache oder non-verbale Aufforderungen reagieren konnte. "Wir konnten seine Stimme nicht mehr hören", heißt es in der Stellungnahme der Eltern. Jedoch hätten sich seine Gesichtszüge am Tag nach der Heimkehr deutlich entspannt.
Zweifel an Nordkoreas Version
Die US-Seite zweifelt diese Darstellung an. Die behandelnden Ärzte in den USA fanden keine Hinweise auf eine Nahrungsmittelvergiftung. Nach Meinung von Medizinern könnten die Schädigungen im Hirn von einem Sauerstoffentzug stammen. Hinweise auf ein Trauma, etwa durch Schläge auf den Kopf, hätten sich zunächst nicht gefunden.
Vorwürfe der Eltern
Die Eltern weisen die Schuld am Tod ihres Sohnes direkt Nordkorea zu. "Leider ließen die furchtbaren, qualvollen Misshandlungen unseres Sohnes durch die Nordkoreaner keinen anderen Ausgang zu als den traurigen, der sich heute ereignet hat", heißt es in der Stellungnahme.
Der Vater Fred Warmbier hatte schwere Vorwürfe gegen die nordkoreanische Regierung erhoben. "Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie die Nordkoreaner unseren Sohn behandelt haben, und keine Entschuldigung für die Weise, in der sie so viele andere behandelt haben", sagte er.
Trump: "brutales Regime"
Auch US-Präsident Donald Trump macht Nordkorea verantwortlich. Trump nannte die Regierung in Pjöngjang ein "brutales Regime". Es seien "schlimme Dinge" passiert, aber immerhin sei es gelungen, Warmbier noch "nach Hause zu seinen Eltern" zu holen, sagte Trump während einer Veranstaltung im Weißen Haus am Montagabend. Der Familie übermittelte Trump in einem Schreiben sein "tiefes Beileid".
In einer weiteren Erklärung schrieb Trump, das Schicksal Warmbiers stärke die "Entschlossenheit meiner Regierung, derartige Tragödien zu verhindern, denen unschuldige Menschen in den Händen von Regimen zum Opfer fallen, die weder das Recht noch die Regeln grundlegenden menschlichen Anstands achten".
Plakat gestohlen
Warmbier war im Jänner 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Die kommunistische Führung in Pjöngjang warf ihm Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vor. So soll er in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben, um es zu stehlen. Warmbier war über Silvester nach Pjöngjang gereist und wollte am 2. Jänner wieder zurück. Kurz vor dem Einsteigen am Flughafen wurde er festgenommen.
Warmbier verbrachte 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag vergangener Woche in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt.
Die US-Behörden raten ihren Bürgern dringend von Reisen nach Nordkorea ab. In dem Land würden drakonische Strafen für Dinge verhängt, die in den USA nicht als Straftaten bekannt sind, sagte eine Sprecherin Tillersons in der vergangenen Woche. Weil Nordkorea trotz verschärfter UNO-Sanktionen weiter an seinem Atom-und Raketenprogramm festhält, wuchsen die Spannungen zwischen beiden Ländern zuletzt.
Seoul fordert Freilassungen
Südkorea hat die Freilassung aller im Nachbarland Nordkorea festgehaltenen Landsleute und Amerikaner gefordert. Südkorea reagierte damit auf den Tod des US-Studenten.
"Nordkorea hält weiter Südkoreaner und US-Bürger fest, es muss sie rasch an ihre Familien zurückgeben", hieß es in einer Erklärung des Büros von Präsident Moon Jae-in am Dienstag.
Moon warf der international isolierten Führung in Pjöngjang in einem Interview vor, die Menschenrechte nicht zu achten. Es sei "bedauerlich, dass Nordkorea die Menschenrechte nicht respektiert, bei denen es sich um universale Normen und Werte handelt", wurde Moon von seinem Büro zitiert. Das Interview mit einem ausländischen Medium sei noch nicht veröffentlicht worden.
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