Ein 1000-Zimmer-Palast für Sultan Erdogan
Die türkische Zeitung Gazeteport hat sich getraut, die neue Residenz des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu fotografieren. Der klobige Palast, an dem seit 2011 gebaut wird, soll am 29. Oktober eröffnet werden und wird dann 275 Millionen Euro gekostet haben.
Sultan Erdogan stellt sich wieder einmal über das Gesetz. Korruptionsvorwürfe gegen ihn und die Seinen tangieren ihn nicht.
Der ganze Bau ist nämlich gesetzeswidrig.
Er wurde ohne Genehmigung auf dem Gelände des unter Denkmal- und Naturschutz stehenden Atatürk-Forsts errichtet. Auch diese Überschreitung ist symbolischer Natur: Erdogan steht über dem Gründer der modernen Türkei.
"Sollen sie doch versuchen, es abzureißen", sagte Erdogan, als eine gerichtliche Instanz nach der anderen die Aussetzung der Bauarbeiten anordnete. "Ich werde das Gebäude eröffnen, und ich werde da einziehen", gibt er sich unbeeindruckt. Hätte Erdogan wider Erwarten die Präsidentschaftswahl im vergangenen August verloren, dann wäre er eben als Ministerpräsident in den Palast mit 1000 Zimmern gezogen.
Der Palast Aksaray (übersetzt: weißer, reiner Palast) erinnert an das "Haus des Volkes" des einstigen rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu, der allerdings hingerichtet wurde. Im Vergleich zu Ceaușescu, dem "Genie der Karpaten", der in Bukarest 3000 Zimmer benötigte, gibt sich der Herrscher der "neuen Türkei" mit 1000 Räumen bescheiden.
Eine Geschichtslüge soll Erdogan größer erscheinen lassen, berichtet Gazeteport. Ankara wird als "eine seldschukische Hauptstadt" beschrieben. Die Vorfahren der Osmanen regierten allerdings nie von Ankara aus. Aber Ankaras Geschichte, so betont Bürgermeister Mehli Gökcek, "beginnt mit der AKP", Erdogans Partei. Mit den Seldschuken will der neue Sultan die türkische Geschichte zu einer 1000-jährigen machen, denn 1071 eroberten sie das bis dahin byzantinische Anatolien.
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