Thailand-Urlauber: "Wir hatten Angst um unser Leben"

Der Wiener Erwin Mayer in der Nähe des Tatortes in Bangkok.
Ein Wiener Urlauber erlebte den Bombenanschlag in Bangkok. Tourismus stabil, bisher keine Stornierungen.

Der Bombenschlag am Erawan-Schrein in Bangkok, bei dem 20 Menschen ums Leben kamen, ereignete sich vor den Augen zahlreicher Touristen. Ganz in der Nähe befand sich auch der Wiener Erwin Mayer: "Wir waren zu dem Zeitpunkt etwa 500 Meter entfernt. Wenn ich nicht noch in einem Shoppingcenter einen Kaffee getrunken hätte, wären wir direkt auf dem zerbombten Platz gewesen", berichtet der geschockte Urlauber dem KURIER. "Wir dachten zuerst, es kommt ein Gewitter, aber der Donner entpuppte sich als eine Explosion."

Erwin Mayer ist gemeinsam mit seiner Freundin in einer insgesamt siebenköpfigen Gruppe in Thailand unterwegs. Genau am Tag des Bombenanschlages kam der 30-Jährige, der im Wiener Flex als DJ arbeitet, in Bangkok an. Eigentlich wollte die Gruppe einige Tage in der thailändischen Hauptstadt verbringen und dann auf die Ferieninsel Koh Phangan fahren.

Schnell weitergereist

"Doch nun sind wir schon am nächsten Tag per Inlandsflug weitergereist", berichtet Mayer. Man habe sich in Bangkok einfach nicht mehr sicher gefühlt. "Wir hatten Angst um unser Leben." Verunsichert hätten ihn dann auch die Videos von dem Attentäter, die überall auf dem Flughafen gezeigt werden, so der 30-Jährige.

"Ich kann heute noch nicht schlafen, da ich mich dauernd frage: ‚Was wäre gewesen, wenn ich keinen Kaffee getrunken hätte?‘ Wir wären wahrscheinlich tot", sagt der Wiener. Und er erzählt weiter: "Am meisten hat mich eigentlich schockiert, dass sich die Menschen nach der Explosion um die Taxis prügelten – und der Höchstbietende bekam dann das Taxi. Von ursprünglich 200 Baht mussten wir dann 1500 bezahlen und das auch erst nach zwei Stunden Betteln und Kämpfen."

Anfang September muss die Gruppe für die Heimreise noch einmal nach Bangkok: "Ich muss ehrlich sagen, dass ich lieber von wo anders wieder nach Hause fliegen würde", sagt Erwin Mayer. "Ich würde so schnell nicht mehr hierherkommen."

Wieder reges Treiben

In den Einkaufszentren beim Tatort herrschte zwei Tage nach dem Anschlag wieder reger Betrieb. Touristen machten Selfies mit dem Erawan-Schrein im Hintergrund. Viele Menschen legten Blumen für die Opfer nieder. Und nicht alle Touristen wollen weg: Familie Fabbiani aus Bozen etwa will sich von der Gewalt nicht abschrecken lassen. "Wir kennen Thailand. Und wir wissen, so etwas ist hier nicht an der Tagesordnung", sagt der 44-jährige Francesco Fabbiani, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in Bangkok auf Durchreise ist.

Keine Hauptsaison

Katrin Limpel vom Reiseunternehmen TUI sagt, dass es bis jetzt keine einzige Stornierung oder Umbuchung von österreichischen Kunden für eine Reise nach Bangkok gebe. Weiters erklärte sie, dass in der Hauptstadt Thailands momentan eigentlich keine Hauptreisezeit herrscht. Außerdem sei die Stadt kein bevorzugtes Urlaubsziel – Bangkok werde eher als An- und Abflughafen genutzt, da die meisten Touristen ihre Ferien auf Inseln verbringen und nicht in der Großstadt.

Da es keine Reisewarnung gebe, solle man sich als Tourist auch keine allzu großen Sorgen machen, so die Touristiker. Gefahr bestünde wohl keine mehr.

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