Text über Mrs. Jesus nur ein Fake?

Text über Mrs. Jesus nur ein Fake?
Ein Forscher aus England zweifelt an dem kürzlich entdeckten Papyrus-Stück. Ob Jesus tatsächlich verheiratet war, wird man aber ohnehin nicht klären können.

Ausgerechnet in die Diskussion um Zölibat und Frauen-Priestertum platzt die Meldung, dass auf einem winzigen Papyrus-Fetzen steht: "Jesus sagte zu ihnen: ,Meine Frau"". Und: "Auch sie sei würdig, Jünger zu sein."

Wie sieht sie aus, diese Mrs. Jesus? Findet Dan Browns "The Da Vinci Code" Bestätigung durch Fragmente eines koptischen Textes aus dem vierten Jahrhundert nach Christus?

An der theologischen Fakultät Wien will sich niemand so genau festlegen. Die 58-jährige Harvardprofessorin Karen King, die ihre Studien in Rom präsentierte, relativiert ihre Sensation selbst: "Dieser neue Satz beweist nicht, dass Jesus verheiratet war, aber er zeigt uns, dass dieses Thema inmitten einer hitzigen Debatte um Sexualität und Heirat aufkam."

Zu menschlich

Text über Mrs. Jesus nur ein Fake?

Auch die Urchristen hätten seit jeher darüber gestritten, ob es besser sei zu heiraten oder nicht. Aber erst mehr als ein Jahrhundert nach Jesu’ Auferstehung kam die Frage nach seinem Familienstand auf. Hätte ein verheirateter Jesus nicht allzu menschlich gewirkt? Wären seine Kinder dann ebenfalls göttlich oder nur halbgöttlich geboren worden? Und was wäre mit den Enkelkindern gewesen?

Bis heute sind sich Theologen da nicht einig.

King sagt: "Die christliche Tradition hat lange Zeit die These aufrechterhalten, dass Jesus nicht verheiratet war, obwohl es dafür keine verlässlichen historischen Beweise gibt."

Einig sind sich die meisten Experten, dass das nur 3,8 mal 7,6 Zentimeter große, gelblich-braune Papyrus-Schriftstück echt ist. Wobei die Forscherin der Harvard Divinity School, Karen King, selbst sagt, dass für eine "abschließende Beurteilung" noch weitere Untersuchungen notwendig seien. Besonders wichtig sei die Zusammensetzung der Tinte.

Der englische Forscher Francis Watson von der Universität Durham hingegen ist überzeugt, dass das Papyrus-Schriftstück eine moderne Fälschung ist. Watson behauptet, dass alle Satzfragmente auf dem Blatt aus dem in koptischer Sprache verfassten Thomas-Evangelium, einer Sammlung angeblicher Jesusworte, kopiert und neu zusammengestellt wurden. Die Wortwahl lasse eindeutig auf einen Autor aus der Neuzeit schließen, sagt Watson.

Unbekannter Besitzer

Auch die Herkunft des Papyrus-Stücks bleibt ein Rätsel. King und die Wissenschaftlerin Anne Marie Luijendijk von der Universität Princeton glauben, dass das Dokument möglicherweise aus einem kürzlich entdeckten Evangelium über die Frau Jesu stamme. Der Text sei vermutlich eine Abschrift eines ursprünglich in Altgriechisch verfassten Evangeliums aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

Der private Sammler, der das Dokument King gab, soll es von einem Deutschen erworben haben, der es wiederum von einem Berliner Ägyptologen bekommen haben soll. Doch dieser ist gestorben. Die heutigen Besitzer des Papyrus wollen jedenfalls nicht an die Öffentlichkeit gehen.

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