Südkorea: Teenager kaufen keine Handys mehr

Eltern können via App jederzeit bei ihren Kindern mitlesen oder eingreifen. Die Regierung fördert das.

In Südkorea ist der Leistungsdruck auf Kinder womöglich weltweit am höchsten. Eltern drillen ihren Nachwuchs oft bis spätabends. Die Latte für gute Noten, gute Unis, gute Karrierechancen wird damit immer höher gelegt.

Smart Sheriff ist Pflicht

Aber jetzt reicht es so manchem Jugendlichen. Sie drohen mit Handy-Boykott. Denn die Regierung schreibt eine App namens "Smart Sheriff" verpflichtend vor. Eltern und Telefonanbieter müssen sie installieren. Damit können sie bei ihren Kindern mitlesen, gegebenenfalls eingreifen oder das Handy gleich blockieren.

Die innerfamiliäre Überwachung ist sozusagen Staatsbürgerpflicht. Vertrauen keine Option.

Spielt der Sohn, statt Hausaufgaben zu machen mit dem Handy, sollte der Vater das Spiel unterbrechen oder das Handy überhaupt ausschalten. Offiziell soll das die Kinder vor Pornografie oder anderen bedenklichen Inhalten im Internet schützen. Tatsächlich fühlen sich vor allem Teenager schwer überwacht. Das verstoße gegen die Privatsphäre und unterdrücke die Freiheit heißt es oft. 17-Jährige wollen jetzt lieber gar kein Telefon kaufen und darauf warten, bis sie volljährig werden. Manche haben aber sogar so großzügige Eltern, die einer Deinstallation der Kontrollapp zustimmen. Was aber wieder viel kostet.

Neben "Smart Sheriff" gibt es inzwischen ein gutes Dutzend weiterer Überwachungsprogramme auf dem südkoreanischen Markt. Sie hören ab und lesen im Internet mit.

Oder sie schlagen gleich Alarm, wenn Suchbegriffe wie "Selbstmord", "Schwangerschaft" oder "Mobbing" eingegeben oder Nachrichten mit diesen Wörtern empfangen werden.

Traurige Tigermütter

Der Ehrgeiz der sogenannten Tigermütter hat nämlich inzwischen einen sehr hohen Preis. Die Selbstmordrate unter Schülern ist nach oben geschnellt, da viele Kinder das Gefühl haben, gar nie richtig leben zu dürfen. Die Angst, dass sich ein Kind etwas antun könnte, macht die Tigermütter zu sehr traurigen Müttern.

Die Radikalität ihrer Überwachung löst unter Datenschützern heftige Kritik aus. Denn da wachse eine Generation heran, die es normal finden wird, dass alles abgehört wird. Sie lernen das schnell, denn 72 Prozent aller südkoreanischen Volksschüler haben ein Smartphone.

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