Sanfter Tourismus statt Ballermann

Das neue Linksbündnis sagt dem Massentourismus auf Mallorca - wie hier am Strand von Arenal - den Kampf an.
Die Ökosteuer auf Mallorca kommt wieder. Auch die Protestpartei Podemos verlangt sie.

Hoteliers und Restaurantbesitzer laufen Sturm dagegen. Doch nach den Wahlen im Mai ist alles anders. Nach etlichen Korruptionsaffären, nicht zuletzt auch um Schwager und Schwester des spanischen Königs Felipe, wurde die konservative Balearen-Regierung abgewählt. In Palma de Mallorca regieren jetzt die Sozialisten (PSIB) in einem Bündnis mit den Öko-Regionalisten der Més und der linken Protestpartei Podemos. Més und Podemos wollen den Tourismus umkrempeln, die Saison verlängern, Ballermänner weghaben und nachhaltige Urlaube fördern. Dazu brauchen sie eine Steuer.

Ökosteuer ist "Pflicht"

"Die Einführung der Ecotasa (Ökosteuer) ist kein Anspruch, sondern eine Pflicht", sagte die neue Regierungschefin Francina Armengol. Über die Höhe der Abgabe wird noch diskutiert, ein bis zwei Euro pro Tourist und pro Nacht sind angedacht. Vermutlich soll sie ab 2016 von Hotelgästen, Campingplatzbesuchern und Mietern von Appartements oder privaten Unterkünften wie eine Art Kurtaxe eingehoben werden.

Mallorca habe mit der Ecotasa schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, wettern die Hoteliers. Zwischen 2001 und 2003 wurde eine Touristensteuer eingenommen, die unterm Strich ein Minus brachte, da vor allem die Billigtouristen verschreckt wurden, die auf Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera jährlich mit Charterflügen einfallen. 14 Millionen Gäste verbuchten die Balearen zuletzt.

Die Linken wollen ein neues Wirtschaftsmodell und "nachhaltigen Tourismus" – und dafür brauchen sie angeblich keine 14 Millionen Besucher.

Die Wahlverlierer, allen voran die Politiker der konservativen Volkspartei, warnen vor Chaos, vor Urlauber- und Investorenschwund.

Statt Miami Costa Rica

Isabel Oliver, Tourismussprecherin von der PSIB, winkt ab. "Wir wollen die Saison wieder von sechs auf zehn Monate verlängern, damit wir in den Sommermonaten weniger Druck haben und die Arbeitsplätze im Tourismussektor mehr Stabilität und mehr Qualität erlangen. Und wir wollen auch, dass die riesigen Einnahmen besser verteilt werden", erklärt die 54-Jährige. Wenn es nach den Vorstellungen des PSIB-Koalitionspartners Més geht, könnte der Ballermann bald ganz anders aussehen. Auf den Punkt brachte es Més-Koordinator David Abril in einem Interview der Mallorca Zeitung. "Was für ein Mallorca wollen wir 2020? Wollen wir das Miami des Mittelmeers sein oder doch lieber Costa Rica?"

Also bald kein Massentourismus mehr? Der Sektor macht auf den Balearen immerhin 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Man brauche keine 14 Millionen Urlauber, meint Abril. 1985 habe man mit fünf Millionen das höchste Pro-Kopf-Einkommen Spaniens gehabt – "nun rangieren wir trotz Urlauberrekorde im unteren Mittelfeld". Die Kassen seien leer.

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