Salzburger Bürgermeister erlebte das Chaos an Bord

Insgesamt befanden sich 77 Österreicher aus allen Bundesländern an Bord der Costa Concordia – drei Besatzungsmitglieder und 74 Urlauber.

Insgesamt befanden sich 77 Österreicher aus allen Bundesländern an Bord der Costa Concordia – drei Besatzungsmitglieder und 74 Urlauber. Die meisten davon hatten die Kreuzfahrt bei einem Reiseveranstalter gebucht und sind bereits aus Italien abgereist.

Die Österreicher dürften alle mit dem bloßen Schrecken davongekommen sein. Bis Samstagabend konnten 76 von ihnen erreicht werden. „Zu einem Mann haben wir noch keinen Kontakt gehabt. Da aber keine Angehörigen oder Freunde angerufen haben, nehmen wir an, dass er sich selbst bei Angehörigen gemeldet hat“, sagte Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal.

Auch prominente Österreicher, wie der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SP), waren an Bord. Er berichtet im KURIER-Gespräch von den dramatischen Stunden. „Ich habe gerade in meiner Kabine die Koffer gepackt, da hat es einen fürchterlichen Krach gegeben. Alles ist durcheinander geflogen, das Schiff hat sofort Schlagseite bekommen. Kein Wunder – wir sind mit voller Fahrt auf den Felsen aufgefahren.“

Das Licht fiel sofort aus, später immer wieder auch die Notbeleuchtung. „Vor allem im Restaurant dürfte es viele Verletzte durch herumfliegendes Geschirr gegeben haben.“ Die Leute seien zunächst auf den Gang, später nach oben gegangen und hätten dort die Schwimmwesten angelegt.

„Die Durchsagen der Crew haben zunächst von einem Stromausfall gesprochen, da ist das Schiff aber schon ganz schief im Wasser gelegen. Wo wir waren, war es mit wenigen Ausnahmen recht ruhig, von Panik keine Spur.“

Heftige Kritik

An Deck wurde den Passagieren aber nicht erlaubt, in die Rettungsboote zu steigen. „Es wäre gelogen, wenn ich sage, ich hätte keine Angst gehabt.“ Rund eineinhalb Stunden harrten Schaden und seine Mitreisenden am Deck aus. „Noch immer hieß es in den Durchsagen, es sei nur der Strom ausgefallen.“ Bis schließlich die Evakuierung des Schiffes begann. „Es waren viele kleine Kinder an Bord, die haben wir zuerst in die Boote gelassen, dann die älteren Menschen.“

Mit dem letzten Rettungsboot kam auch Schaden an Land. „Ich bin mir sicher, Opfer hätten vermieden werden können, wenn wir gleich in die Rettungsboote steigen hätten können“ , kritisiert der 57-Jährige, der drei Tote mit eigenen Augen sah. „Später hatte das Schiff schon eine solche Schlagseite, dass nicht mehr alle Boote ins Wasser gelassen werden konnten. Die Rettungsaktion war überhaupt nicht koordiniert.“

Bedrohlich

Das bestätigt auch der Postbeamte Maximilian Wilfinger, 53, aus St. Marein. „Die Crew war völlig überfordert. Nur das Reisebüro hat uns sehr geholfen“, sagt der Steirer und schildert die dramatischen Minuten. „An Deck herrschte Chaos. Wir haben uns erwartet, dass uns der Kapitän beruhigt. Aber die Durchsagen kamen sehr selten. Es gab einige Verletzte. Ihnen warenGegenstände auf den Kopf gefallen.“ Die Situation sei immer bedrohlicher geworden. Er und seine Frau Manuela kamen schließlich in eines der Boot: „Bewohner der Insel Giglio haben uns versorgt“, sagt Wilfinger. Die Urlauber verbrachten die Nacht in Kirchen, Schulen und Privathäusern.

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