Ermittlungen gegen früheren Papst-Vertrauten
Der umstrittene frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sorgt erneut für Schlagzeilen. Der Vatikan ermittelt angeblich wegen Untreuevorwürfen gegen Bertone. Der 79-jährige italienische Geistliche werde verdächtigt, 15 Millionen Euro von vatikanischen Konten veruntreut zu haben, berichtete die Bild-Zeitung. Das Geld soll angeblich an das TV-Unternehmen Lux Vide geflossen sein, das dem ehemaligen Präsidenten des Staatsfernsehens RAI, Ettore Bernabei, einem Vertrauten Bertones, gehört. Der Kardinal hat die Untreuevorwürfe vehement bestritten. Bertone erklärte, das Abkommen mit Lux Vide sei sowohl von der Kardinalskommission, die für die IOR-Aufsicht zuständig ist, als auch vom Aufsichtsrat der Vatikanbank genehmigt worden. Alles sei, so erklärte Bertone, in voller Transparenz erfolgt, wie das Protokoll vom 4. Dezember 2013 belege.
Unter dem Pontifikat von Benedikt XVI. war Bertone die rechte Hand des Papstes und zählte zu den einflussreichsten Männern im Vatikan. Aufgrund mangelhafter Führungsqualitäten und zahlreicher Fauxpas galt Bertone jedoch als sehr umstritten. Im Oktober wurde er von Papst Franziskus seines Amts als Kardinalstaatssekretär – das einem Premiersamt entspricht – enthoben. Vor wenigen Wochen sorgte Bertone für Aufsehen, als bekannt wurde, dass er eine 600 Quadratmeter große Dachgeschoss-Wohnung auf dem Gelände des Vatikans luxuriös umbauen lässt. Die Residenz mit einer riesigen Dachterrasse soll zehn Mal größer als die einfache päpstliche Wohnung sein.
Diese Haltung steht in krassem Widerspruch zu den Aufforderungen von Papst Fraziskus nach Bescheidenheit und Luxusverzicht. Franziskus’ Ruf nach einer „armen Kirche“ gleich zu Amtsantritt stößt besonders in der römischen Kurie, der Verwaltung der Kirche, auf Widerstand. Bertones Umbaupläne der Luxuswohnung erinnern an den Prunkbau des ehemaligen Limburger Bischofs Franz Peter Tebartz van Elst, der suspendiert wurde und schließlich zurücktreten musste. Bertones Kritiker hatten ihm stets einen autoritären Führungsstil und zu enge Beziehungen zur Politik vorgeworfen. Außerdem wird Bertone das schwache Krisenmanagement in der „Vatileaks“-Affäre angelastet, als vertrauliche Dokumente und Briefe aus dem engsten Umfeld des Papstes an die Öffentlichkeit gelangten. Auch versuchte der Kardinal Missbrauchsskandale in katholischen Einrichtungen zu verharmlosen. Zudem hatte er eine Verbindung zwischen „Homosexualität und Kindesmissbrauch“ gezogen.
Am Montag wurde der Jahresbericht 2013 der vatikanischen Finanzaufsicht AIF präsentiert. AIF-Leiter Rene Brülhart bestätigte, dass mehr verdächtige Geldbewegungen gemeldet worden waren als früher: „Ermittlungen gegen Bertone werde ich weder bestätigen noch bestreiten.“
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