Rockerkrieg eskaliert: Boss der "Hells Angels" wurde ermordet

Aygün Mucuk (45) wollte an die Macht – und wurde erschossen
Streit um europaweite Führung. Trio kämpfte um die Macht bei den "Höllenengeln" – einer der drei Größen wurde vor seinem Vereinsheim erschossen.

"Unfassbar", "jetzt herrscht endgültig Krieg" – auf den internen News-Seiten der Rockerclubs überschlagen sich die Meldungen. Der Mord an dem deutschen Hells-Angels-Boss Aygün Mucuk (45) lässt die ohnehin schon angespannte Lage in Deutschlands Rockerkreisen endgültig eskalieren. Am Freitag wurde der 45-Jährige tot vor seinem Vereinsheim in Gießen (Hessen) gefunden. Er wurde offenbar mit 14 Schüssen niedergestreckt.

Seit drei Jahren ringen drei hochrangige Mitglieder um die Führung bei den "Höllenengeln". Einer von ihnen ist Mucuk, der sich zuletzt in TV-Reportagen als Chef präsentierte. Er prahlte mit seinem 150.000-Euro-Sportwagen.

Das kam in Rockerkreisen nicht gut an. Denn der tatsächliche Hells-Angels-Anführer in Deutschland und damit de facto in Europa ist Frank Hanebuth. Der "Lange" saß zwei Jahre auf Mallorca in U-Haft. Danach bekam er Ausreiseverbot, durfte aber im September erstmals für eine Woche nach Deutschland zurück. Er feierte eine rauschende Geburtstagsfeier und man darf davon ausgehen, dass die Führungsfrage besprochen wurde.

Denn als Statthalter von Hanebuth soll Walter Burkhard alias "Schnitzel-Walter", ein ehemaliger Fleischhauer, fungiert haben. In Hanebuths Abwesenheit kam es zu Auseinandersetzungen bei den Hells Angels, es dürfte sich um Rivalitäten zwischen Mucuk und Burkhard gehandelt haben, wurde stets vermutet. Im März dürfte es eine Aussprache in einem Airport- Hotel in Frankfurt gegeben haben. Es sollte um die Verteilung der Geschäfte gehen. Die Hells Angels werden mit Drogen-, Waffenhandel und Prostitution in Verbindung gebracht. Auch in Westösterreich soll ein großer Teil des Kokainhandels von der Rockergruppierung kontrolliert werden.

Blutige Aussprache

Die Aussprache in dem Nobelhotel endete jedenfalls mit einer gebrochenen Nase für ein Mitglied der Schnitzel-Walter-Gruppe. Anschließend gab es mehrere Schießereien in Deutschlands Rockermilieu, bei denen es auch Tote gab.

Doch die Rockerszene ist auch aus einem anderen Grund in Aufregung. Die Mongols, die größten Feinde der Hells Angels, erlitten zuletzt eine schwere Demütigung. Alle Filialen in Europa wurden aus dem weltweiten Club ausgeschlossen und "in bad standing" versetzt. Sie hätten sich lächerlich gemacht, wurde in Szenekreisen als Ursache gemutmaßt. Es ist nicht auszuschließen, dass die gedemütigten Mongols nun wieder auf sich aufmerksam machen wollten.

Auf Österreichs Hells Angels wird dies wenig Auswirkungen haben. Sie gehören – wie Hanebuth und Schnitzel-Walter – der alten Garde an. Junge Wilde wie die Gruppe rund um Mucuk gibt es in Österreich nicht. Deshalb mussten die Hells Angels zuletzt ihren Club in Graz schließen. Der Grund: Sie haben Nachwuchssorgen.

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