Brustimplantate rissen: Vier Jahre Haft gefordert

Jean-Claude Mas, founder of French company Poly Implant Prothese (PIP), sits in the courthouse before the start of the trial of PIP breast implant company in Marseille, April 17, 2013. With over 5,000 plaintiffs, 300 lawyers and five defendants, a high profile fraud case over substandard French breast implants that stoked a global health scare went to trial on Wednesday. More than 300,000 women around the world bought breast implants over a decade from French company PIP, whose founder has admitted filling them with a homemade recipe using industrial-grade silicone gel. REUTERS/Philippe Laurenson (FRANCE - Tags: CRIME LAW HEALTH HEADSHOT)
Der Prozess gegen den Hersteller billiger Brustimplantate geht in Marseille in die Endphase.

73 betroffene Österreicherinnen fordern 570.000 Euro Schadenersatz. Weltweit könnten 400.000 Frauen durch die billigen Implantate aus Industrie-Silikon gesundheitlich geschädigt oder zumindest gefährdet worden sein.

Unklar ist aber, von wem die betroffenen Frauen entschädigt werden könnten, denn der Hauptangeklagte Jean-Claude Mas, Gründer der Firma Poly Implant Prothèse (PIP), ist pleite. Der Staatsanwalt fordert für den 73-Jährigen vier Jahre Haft wegen schwerer Täuschung und Betrugs. Die vier mitangeklagten Ex-Manager von PIP sollen nach dem Willen der Ankläger zwischen sechs Monate und zwei Jahre ins Gefängnis.

Gelangweilt

Mas hatte im Verlauf des Prozesses, den er stoisch und manchmal scheinbar gelangweilt über sich ergehen ließ, zugegeben, seine Implantate mit hausgemachten Billig-Gel gefüllt zu haben. Vize-Staatsanwalt Ludovic Lecrec bezeichnete ihn als „großes Ego“. Die mitangeklagten Manager versuchten einander gegenseitig die Schuld zuzuschieben und spielten die Unschuldslämmer. Sie hätten gar nichts gewusst über die gesundheitlichen Gefahren durch die Implantate. Zudem begründeten sie ihre Mentalität des Wegschauens damit, dass Hunderte von Arbeitsplätzen des inzwischen insolventen Unternehmens gefährdet gewesen wären.

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätte PIP bis heute weiterproduziert, wenn der Skandal nicht aufgedeckt worden wäre. Mas bestritt ja bis zuletzt, dass sein Billigprodukt gesundheitsschädlich gewesen sei. Außerdem widerrief er eine frühere Aussage, wonach er die Kontrolleure des TÜV Rheinland absichtlich hinter Licht geführt hätte.

Gegen Mas laufen in Frankreich noch zwei andere Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung sowie wegen betrügerischen Bankrotts.

Insgesamt klagen in dem Prozess 7400 Betroffene. Den ihnen zustehenden Schadenersatz werden wohl Versicherungen bezahlen müssen. Die Verteidigung will bis Freitag plädiert haben.

Kommentare