Prozess um den gewaltsamen Tod der Tugce A.

Zu Prozessbeginn fand erneut eine Mahnwache für Tugce A. statt
Rund fünf Monate nach dem Tod der Studentin steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Der Fall Tugce A. hat Deutschland erschüttert. Nun wird dem 18-jährigen Sanel M. wegen Körperverletzung mit Todesfolge der Prozess gemacht: Sanel M. soll die 22-jährige Lehramtsstudentin auf einem Parkplatz vor einem Fast-Food-Lokal in Offenbach, Hessen, so geschlagen haben, dass sie stürzte. Sie erlitt beim Aufprall so schwere Kopfverletzungen, dass sie ins Koma fiel, aus dem sie nicht mehr erwachte.

Entschuldigung

Der Angeklagte gab den Angriff zu Prozessbeginn vor dem Landgericht Darmstadt zu: „Ich habe in der Tatnacht der Tugce eine Ohrfeige gegeben und sie ist dann umgefallen“, sagte Sanel M. Er äußerte sein Bedauern: „Es tut mir unendlich leid, was ich getan habe“, erklärte der 18-Jährige mit tränenerstickter Stimme. „Ich habe niemals mit ihrem Tod gerechnet.“ Die Lehramtsstudentin soll vor ihrem gewaltsamen Tod zwei Mädchen geholfen haben, die in der Toilette des Lokals von Sanel M. und seinen Begleitern belästigt wurden. Die beiden Mädchen sind 13 und 14 Jahre alt; sie wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit einvernommen. Zehn Verhandlungstage sind geplant, rund 60 Zeugen sollen gehört werden.

Zweifel an Reue

Tugces Familie ist als Nebenkläger in dem Verfahren vertreten. Die Eltern der Studentin und zwei Brüder kamen zum Prozess. Macit Karaahmetoglu, der Anwalt der Familie, zweifelte nach der Aussage von Sanel M. an der Aufrichtigkeit des Angeklagten: „Es waren floskelhafte Sätze.“ Der 18-Jährige habe sich nicht mit der Tat auseinandergesetzt. Sanel M. sitzt in Untersuchungshaft. Er war schon zuvor vier Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ein Mal wegen gefährlicher Körperverletzung. Er saß bereits 2013 in Jugendarrest. Dutzende Menschen hielten zu Prozessbeginn eine Mahnwache ab. „Wir wollen auch an Tugces Zivilcourage erinnern“, sagte der Organisator Murat Capri.

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