Wiener El-Kaida-Kämpfer zu knapp sieben Jahren Haft verurteilt

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Wie ein Migrantenkind aus Wien zum potenziellen El-Kaida-Terroristen wurde.

Mit saftigen Haftstrafen ging am Freitag der Prozess gegen einen österreichischen Terrorverdächtigen in Berlin zu Ende: Der 23-jährige Maqsood L. aus Wien wurde (nicht rechtskräftig) wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland zu sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Der zweite Angeklagte, der 27-jährige Deutsch-Türke Yusuf O., der 2011 in Wien verhaftet worden war, bekam neun Jahre Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden der El Kaida angehören und „von einem Führungsmitglied der Organisation den Auftrag erhalten“ hatten, in Europa Aufgaben für die Terrororganisation zu übernehmen.

Wie aber wird ein Migrantenkind aus Wien zum potenziellen El-Kaida-Terroristen?

„Vorzeige-Migrant“

Maqsood L. kam als Kind mit seiner Familie nach Österreich. Sein Vater hatte als afghanischer Offizier gegen die Sowjets gekämpft und flüchtete, als die Taliban die Macht übernahmen. Sohn Maqsood maturierte 2008 im Gymnasium Franklinstraße in Floridsdorf. „Er war kein guter Schüler“, erinnert sich sein Klassenvorstand Karl Czakler. „ Aber er hat die Matura problemlos geschafft.“ Dass sein Schüler wenige Jahre später gröbere Probleme bekommt, habe sich damals noch nicht abgezeichnet, sagt Czakler. „Er ist nicht durch Radikalität aufgefallen.“

Das blieb auch beim Bundesheer so. L. machte die Grundausbildung in der Maria-Theresien-Kaserne bei der Garde – und wurde dort stolz als „Vorzeigemoslem mit Rauschebart“ , als perfektes Beispiel für Integration von einem Medientermin zum nächsten gereicht. Der Zeit durfte er im Oktober 2008 etwa erzählen, er sehe Österreich als seine Heimat, die zu verteidigen er bereit sei.

Am 23. Mai 2009 aber hatte Maqsood L. genug von Verteidigung – er zog in den Krieg, den Heiligen Krieg. In Waziristan, dem Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan, lernte er den zweiten Angeklagten Yusuf O., den Gründer der „Deutschen Taliban Mujahideen“ (DTM), kennen. O. soll unter anderem in einem Drohvideo, das mit Bildern vom Münchner Oktoberfest, dem Brandenburger Tor oder dem Kölner Dom unterlegt war, dazu aufgerufen haben, den „Dschihad“ nach Deutschland zu tragen.

Im Jänner 2011 kehrten die beiden nach Europa zurück, wo sie laut dem Berliner Gericht Geld für El Kaida sammeln, neue Mitglieder rekrutieren „und sich für Operationen verschiedenster Art – bis hin zur Vorbereitung von Terroranschlägen – bereithalten“ sollten. O. wollte in Wien seinen Auftrag erfüllen – und wurde im März 2011 verhaftet. Maqsood L. versuchte sein Glück in Berlin, wo er zwei Monate später, am 16. Mai 2011, festgenommen wurde. In seiner Unterhose fand die Polizei eine Speicherkarte mit vermeintlichen Pornovideos. Hinter den Dateien „Kick Ass“ und „Sexy Tanja“ versteckten sich jedoch Anleitungen zu Terroranschlägen, unter anderem auf Kreuzfahrtsschiffe.

Die Verteidiger hatten trotz alledem Freisprüche beantragt – vor allem die beiden Anwälte von Maqsood L. (sie waren am Freitag für den KURIER nicht erreichbar) versuchten, ihren Mandanten als harmlosen Dilettanten darzustellen, der nicht gewusst habe, welch brisante Daten da in seiner Unterhose stecken, berichten Prozessbeobachter.

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