Probleme mit Kinderehen

Deutschland. 15-jährige Syrerin darf erst nach einem Gerichtsurteil zu ihrem volljährigen Mann.

Mit den Flüchtlingen kamen offenbar auch viele minderjährige Ehefrauen. In Deutschland wird nun heftig gestritten, wie man mit diesen jungen Mädchen umgehen soll und ob ihre Ehen anerkannt werden sollen.

Wie kompliziert diese Frage ist, zeigte der Fall eines syrischen Paares. Mit 14 heiratete das Mädchen seinen 20-jährigen Cousin, kurz darauf flüchteten sie. In Aschaffenburg wurden die beiden dann aber voneinander getrennt. Das Jugendamt steckte das Mädchen in eine Unterkunft für unbegleitete Jugendliche und setzte einen Vormund ein. Der Mann verstand die Welt nicht mehr, er durfte seine Frau nur zwei Stunden pro Woche unter Aufsicht sehen.

Der Mann klagte und bekam vom Oberlandesgericht Bamberg recht. Die im Ausland geschlossene Ehe müsse anerkannt werden. Die Stadt Aschaffenburg hat daraufhin beim Bundesgerichtshof Beschwerde eingelegt.

Dieser exemplarische Fall sorgt für heftige Diskussionen auch unter Juristen. Frauenrechtlerinnen halten das Bamberger Urteil für ein fatales Signal. Der Islamwissenschafter und Jurist Mathias Rohe sagte der Welt: "In den Fällen, die wir momentan vor Gericht erleben, wirken die Behörden zunehmend hilflos."

Mehr Fälle als gedacht

In Bayern und Nordrhein-Westfalen will man Mädchen, die mit älteren Ehemännern geflüchtet sind, bis zur Volljährigkeit in die Obhut der Jugendämter geben. Die Ehemündigkeit soll sich künftig stets nach deutschem Recht richten. Damit wäre das Alter von 16 Jahren als Untergrenze gesetzt. "14- und 15-jährige Mädchen gehören in die Schule und nicht vor den Traualtar", formulierten die beiden Justizminister in einem Brief nach Berlin. Auch dort ist man sich inzwischen des Problems bewusst und will im September eine Arbeitsgruppe einrichten.

In Bayern sind 161 verheiratete Asylwerber unter 16 Jahren und 550 unter 18. In den Niederlanden ließ das Sozialministerium eine Studie zu Zwangsverheiratungen erstellen, die einen Schock auslöste. Das Problem sei nämlich viel größer als gedacht.

Kinderehen sind auch für Roma-Mädchen ein Problem. Manche flüchten sich davor in Hilfsorganisationen. Aber die meisten kommen von einem Tag auf den anderen nicht mehr zur Schule, weil sie als verheiratete Frauen oft den Haushalt der Schwiegermutter machen müssen.

Auch in den Flüchtlingslagern rund um Syrien beobachten Hilfsorganisationen, dass die Mädchen immer jünger verheiratet werden. Das hängt auch damit zusammen, dass viele Eltern Angst vor Vergewaltigungen ihrer Töchter haben, die als Jungfrauen in die Ehe gehen müssen.

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