Problembären als Zankapfel
Graubünden hat genug: In den vergangenen Jahren streiften acht aus Italien zugewanderte Bären durch den Kanton. Vor Kurzem forderte deshalb die Kantonsregierung Italien auf, „Problembären“, die auf der Suche nach Essen ihre Scheu verlieren, zu erlegen. Und zwar noch bevor ihre Tatzen Schweizer Boden berühren.
Die Schweiz selbst hat keine Bärenpopulation, während im Trentin allein 40 bis 50 der Raubtiere unterwegs sind. Wenn Italien sich nicht darum kümmere, müsse Graubünden den Bären selber den Garaus machen, was schlechte Presse nach sich zöge, wie der eidgenössische Jagdinspektor Reinhard Schnidrig im Tages-Anzeiger sagte: Die Italiener würden vor den Tierschutzorganisationen „in die Knie gehen“ und zu lange warten, ehe sie ein auffälliges Tier beseitigen. Und dann „ernten wir allein die ganze Kritik“, so Schnidrig. Denn die Bevölkerung hat prinzipiell nichts gegen die Rückeinwanderung.
Tatsächlich würde es mit den Bären gar nicht zu problematischen Situationen kommen, wenn man die Prävention ernst nehme, sagt Stefan Inderbitzin vom WWF Schweiz zum KURIER. Statt eines Abschusses könnten Vergrämung und Vorbereitungen vor Ort Erfolge erzielen. „Doch man muss rechtzeitig beginnen. Wenn Bären erkannt haben, dass bei den Menschen Futter zu holen ist, kann man ihnen das kaum mehr austreiben“, so Inderbitzin.
In den letzten Jahren griffen die Schweizer selbst zum Gewehr. Zwei der acht Wanderbären in Graubünden wurden auffällig: 2008 im Fall des Bären JJ3. Und bei M13, der auch in Österreich für Schlagzeilen sorgte: In Tirol war die Polizei im Vorjahr auf der Suche nach dem Tier und stieß stattdessen auf eine Menschenleiche. M13 wurde im Februar von Schweizer Jägern getötet. Er war auf seiner Reise in Wohngebiete eingedrungen. „Eine konkrete Gefährdung gab es nicht. Aber Situationen, die nicht optimal waren. Weil die Prävention zu spät kam“, glaubt Inderbitzin. Die Frage ist nur: Ab wann wird Meister Petz ein „Problembär?“ Italienische Experten fordern nun eine überregionale Übereinkunft, welche Kriterien eine Rolle spielen. Dass Italien auf die Forderung Graubündens eingeht, gilt als unwahrscheinlich.
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