Paris-Attentäter: "Froh, dass es vorbei ist"

In Haft in Belgien: Salah Abdeslam
Vom Drogendealer zum IS-Attentäter: Seine Radikalisierung dürfte rasant verlaufen sein

Vom drogenabhängigen Kleinkriminellen zum meistgesuchten Mann Europas: Salah Abdeslam, 26, in Belgien geboren, französischer Staatsbürger marokkanischer Abstammung, aufgewachsen in der Brüsseler Islamisten-Hochburg Molenbeek, dürfte sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne radikalisiert haben. Einen religiösen Lebensstil pflegte der Sohn eines Lokführers nämlich nicht – ganz im Gegenteil: Laut belgischen Medien interessierte sich Abdeslam vor allem für das Brüsseler Nachtleben inklusive Alkohol- und Marihuanakonsum. Er war der Polizei wegen Drogendelikten bekannt.

Stelle verloren

Seine Stelle als Mechaniker bei den Brüsseler Verkehrsbetrieben behielt Salah Abdeslam nicht lange, weil er zu oft fehlte. Er arbeitete dann in der Bar seines Bruders Brahim, der einer der Selbstmord-Attentäter von Paris war. Das Lokal wurde kurz vor den Anschlägen von der Polizei geschlossen, weil dort Drogen konsumiert wurden.

Die Radikalisierung Abdeslams dürfte im Gefängnis stattgefunden haben: 2010 war er mit seinem Jugendfreund Abdelhamid Abaaoud – der als Drahtzieher der Attentate von Paris gilt – wegen Einbruchs zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Laut Le Monde wandte sich Abdeslam in der Haftanstalt immer mehr dem Islam zu und träumte vom Dschihad. Doch auch nach seiner Entlassung gab sich Abdeslam als Nachtschwärmer und konsumierte weiter Alkohol und Drogen. Erst sechs Monate vor den Anschlägen von Paris habe Salah angefangen zu beten und keinen Alkohol mehr zu trinken, sagte sein Bruder Mohammed. Mohamed, der offenbar ein anderes Leben wählte als seine radikalisierten Brüder, hatte nach den Anschlägen mehrfach im TV an Salah appelliert, sich zu stellen.

Salah Abdeslam hatte wie berichtet eine maßgebliche Rolle bei den Anschlägen von Paris im November gespielt, bei denen 130 Menschen starben. Er organisierte zwei Mietautos und zwei Zimmer, die von den Terrorkommandos genutzt wurden. Zudem chauffierte er das Selbstmordkommando zum Stade de France. Nach seiner Festnahme am Wochenende erklärte er, dass er sich im Stadion in die Luft sprengen wollte. Er machte jedoch einen Rückzieher, warf seinen Sprengstoffgürtel in den Müll und floh.

Laut Angaben des belgischen Außenministers Didier Reynders habe der 26-Jährige in Brüssel "wieder etwas vorgehabt".

"Ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich hätte nicht mehr so weitermachen können": Dies sollen die ersten Worte gewesen sein, die Salah Abdeslam seinem Anwalt Sven Mary gegenüber äußerte.

Suche nach Komplizen

Paris-Attentäter: "Froh, dass es vorbei ist"
(FILES) This handout file picture released on December 4, 2015 by the Belgian police shows a man who used fake identity documents bearing the name Soufiane Kayal, and who is being searched for by the Belgian police as part of the investigation into the November 13 Paris attacks. Belgian prosecutors identified on March 21, 2016 a new accomplice in last year's deadly Paris attacks as 24-year-old Najim Laachraoui, until now known by his false name of Soufiane Kayal. / AFP PHOTO / BELGIAN POLICE / HANDOUT / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / BELGIAN POLICE" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Belgien hat die Öffentlichkeit bei der Suche nach Komplizen Abdeslams um Unterstützung gebeten. Die Identität eines flüchtigen Verdächtigen konnte nun geklärt werden: Es handelt sich um den 24 Jahre alten Najim Laachraoui. Er soll gut zwei Monate vor den Attentaten mit Abdeslam und einem weiteren Verdächtigen in Ungarn gewesen sein. Er benutzte dabei, wie sich später herausstellte, einen gefälschten belgischen Personalausweis.

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