Bomben-Alarm bei Papst-Besuch

Pope Francis greets the crowd of faithful from his popemobile in downtown Rio de Janeiro, July 22, 2013. Pope Francis touched down in Rio de Janeiro on Monday, starting his first foreign trip as pontiff and a weeklong series of events expected to attract more than a million people to a gathering of young faithful in Brazil, home to the world's largest Roman Catholic population. REUTERS/Sergio Moraes (BRAZIL - Tags: RELIGION POLITICS)
Die Polizei entschärfte einen Sprengsatz vor seiner Ankunft. Zwei Millionen Pilger erwarten Franziskus.

Zehntausende Brasilianer bereiteten am Montag Papst Franziskus in Rio de Janeiro einen herzlichen Empfang. In einem offenen Wagen ohne Panzerglas fuhr er durch die Straßen der Metropole – ein Horror für die Sicherheitsbeamten. Zumal unmittelbar vor seiner Ankunft die Polizei eine Bombe entschärft hatte. Diese war in einem Schrein des Wallfahrtsortes Aparecida, zwischen Rio und Sao Paulo gelegen, deponiert, den das Kirchenoberhaupt am Mittwoch besuchen will. Es handelte sich um einen selbst gebastelten Sprengsatz. Über die Hintergründe herrschte noch Unklarheit.

Dabei hatte alles so entspannt begonnen. Nach dem Abheben der Maschine aus Rom twitterte Franziskus: „Ich komme in ein paar Stunden in Brasilien an, und mein Herz ist voll Freude.“ Mit einer brasilianischen Journalistin scherzte er: „Gott ist schon Brasilianer, wollt ihr auch einen Papst?“ Damit spann er ein Zitat seines Vorvorgängers Johannes Paul II. fort, der bei seinem Besuch in Rio 1997 meinte: „Wenn Gott Brasilianer ist, dann ist der Papst Carioca (ein Einwohner Rios).“

Am Montagabend betrat Franziskus in Rio wieder festen Boden. Der Papst kehrt heim, und mindestens zwei Millionen Pilger werden ihm in den kommenden Tagen bis zum Sonntag zujubeln. Also „heim“ stimmt nicht ganz, weil Rio de Janeiro doch ein Stück weit von seiner argentinischen Heimatstadt Buenos Aires entfernt liegt. Aber dass die erste Auslandsreise den neuen Papst zum Weltjugendtag auf seinen Heimatkontinent Lateinamerika führt, ist ein klares Signal.

Begeisterung, Proteste, Bombenalarm

Bomben-Alarm bei Papst-Besuch

Riot police fire rubber bullets at demonstrator du
Bomben-Alarm bei Papst-Besuch

BRAZIL POPE FRANCIS WORLD YOUTH DAY
Bomben-Alarm bei Papst-Besuch

Riot police stand behind shields as a water cannon

Für die Bedürftigen

Bomben-Alarm bei Papst-Besuch

Noch vor seiner Abreise hatte der Papst am Sonntag beim Angelus-Gebet in Rom zwei Botschaften verkündet, die gleichsam das Credo seines Pontifikats darstellen. Er warnte vor einer zu starken Konzentration auf Strukturen in der katholischen Kirche; und er wandte sich gegen eine einseitig kontemplativ ausgerichtete Kirche: „Ein Gebet, das nicht zur konkreten Aktion zugunsten des armen, kranken und hilfsbedürftigen Bruders führt, der in Schwierigkeiten ist, bleibt steril und unvollständig.“ Das Aufbrechen von Strukturen im Vatikan, das Ende des theologischen Selbstbezugs und die Hinwendung zu den Bedürftigen, das ist Franziskus’ Programm.

Mit diesem Programm muss er in Brasilien gegen noch etwas kämpfen: Den Rückgang der Katholiken im Land. Zwar ist Brasilien das Land mit den meisten Katholiken weltweit – 134 Millionen –, aber ihr Anteil an der Bevölkerung ist seit Beginn des Jahrtausends von 74 auf knapp 65 Prozent gesunken. Das hat auch mit dem Vormarsch der aus den USA kommenden protestantisch-evangelikalen Freikirchen vor allem in den Mega-Cities nicht nur in Brasilien zu tun.

Während des Fluges äußerte sich Franziskus vor etwa 70 mitreisenden Journalisten besorgt über die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern. Jugendliche müssten in ihren Familien, in ihrer Gesellschaft, in ihrer Kultur und in ihrem Glauben besser Rückhalt finden können, so Franziskus. Dies sei seine Botschaft für den Weltjugendtag, der heute mit einer Messe eröffnet wird.

In Brasilien (Programm siehe unten) werden 10.000 Polizisten und 14.000 Soldaten, die für die Sicherheit des Papstes abgestellt sind, alle Hände voll zu tun haben. Denn Franziskus sucht die Nähe zu den Menschen, was sowohl im Varghina-Slum von Rio als auch bei Millionenansturm beim Kreuzweg und bei der Messe an der Copacabana ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Dienstag, 23. Juli „Ruhetag“ für den Papst

Mittwoch, 24. Juli Hubschrauberflug zum Marien-Wallfahrtsort Aparecida, Messe, Besuch eines Hospitals

Donnerstag, 25. Juli Papst segnet Flagge für Olympia 2016 in Rio, Besuch der Favela Varginha, Begrüßung der Weltjugendtags-Besucher am Copacabana-Strand

Freitag, 26. Juli Angelus-Gebet vom Hauptbalkon des Bischofspalastes São Joaquim, Mittagessen mit Jugendlichen, Kreuzweg an der Copacabana

Samstag, 27. Juli Messe in der Kathedrale „São Sebastião“, Treffen mit Rousseff, Mittagessen mit brasilianischen Kardinälen, Vigil-Feier mit Pilgern

Sonntag, 28. Juli Abschlussmesse des Weltjugendtages in Guaratiba im Westen Rios, Rückflug

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