Papst in Kuba: "Ideologien sind der falsche Weg"

Papst Franziskus fordert mehr religiöse Freiheit, Dissidenten vermissen aber eine Castro-Kritik.

Eine klare Botschaft: Papst Franziskus hat bei seiner Kuba-Reise mehr religiöse Freiheit in dem kommunistischen Staat gefordert und zu einer weiteren Annäherung an die USA aufgerufen. Die katholische Kirche wolle das kubanische Volk auf seinem Weg begleiten, "in Freiheit und mit allen notwendigen Mitteln und Freiräumen", betonte der 78-jährige Pontifex nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Havanna. Papst Franziskus lobte die Annäherung zwischen Kuba und den USA als "ein Vorbild der Versöhnung für die ganze Welt."

Kubas Präsident Raul Castro, der jüngere Bruder von Revolutionsführer Fidel Castro, empfing Franziskus auf dem Flughafen. Für den 84-jährigen Staatschef ist der Besuch aus Rom enorm wichtig – Raul Castro setzt darauf, dass der Papst ihm beim Fall des US-Handelsembargos hilft, das er "grausam" nennt.

Freilich teilen nicht alle Genossen Castros Sympathie für das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Viele stoßen sich daran, dass die Mitglieder der kommunistischen Partei bei allen Messen präsent sein sollen, damit keine Plätze leer bleiben.

Besuch bei Fidel

Kubas Präsident Raul Castro, der jüngere Bruder von Revolutionsführer Fidel Castro, empfing Franziskus auf dem Flughafen, auch ein privater Besuch beim greisen Fidel ging sich für den Papst noch aus.

Für den 84-jährigen Staatschef ist der Besuch aus Rom wichtig – Raul Castro setzt darauf, dass der Papst ihm beim Fall des US-Embargos hilft.

Freilich teilen nicht alle Genossen Castros Sympathie für das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Viele stoßen sich daran, dass die Mitglieder der kommunistischen Partei bei allen Messen präsent sein sollen, damit keine Plätze leer bleiben.

"Kuschelkurs"

Dissidenten hatten kritisiert, dass sie von der Messe ferngehalten wurden. Sie forderten vom Papst eine klare Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen. Zudem vermissten sie eine konkrete Castro-Kritik – sie warfen Franziskus einen "Kuschelkurs" vor.

Zahlreiche Gläubige zeigten sich jedenfalls begeistert über den Papst-Besuch. Tausende Menschen säumten die Straßen, als Franziskus im offenen Wagen vorbeifuhr. Ausgestattet mit den Flaggen Kubas und des Vatikans, feierten sie den Pontifex mit Sprechchören und jubelten ihm zu. Rund 60 Prozent der Kubaner sind katholisch getauft, aber viele praktizieren den Glauben nicht.

Bei der Messe auf dem Revolutionsplatz in Havanna jubelten hunderttausende Menschen dem Pontifex zu. Auch Argentiniens scheidende Präsidentin Cristina Kirchner, der der Papst nicht den Gefallen eines Heimatbesuchs tat, war extra nach Havanna gereist. Franziskus bezeichnete Ideologien bei seiner Predigt als den "falschen Weg". Der Dienst am Menschen dürfe nie ideologisch sein, betonte er: "Denn man dient nicht Ideen, sondern man dient den Menschen."

In seiner Predigt wandte er sich zudem gegen die Bevorzugung einiger weniger Privilegierter. Christen seien aufgefordert, "im konkreten Blick auf die Schwächsten ihr Suchen, ihr Streben und ihre Sehnsucht nach Allmacht auszublenden", so Franziskus. Der Horizont Jesu umfasse nicht "nur einige wenige Privilegierte".

Die "Plaza de la Revolucion", die von einem riesigen Konterfei von Che Guevara dominiert wird, war nach dem Sieg der Revolutionäre 1959 zum Symbol des kommunistischen Kuba geworden. Fidel Castro hielt hier seine Reden. Ein weiterer Papst schrieb an diesem Ort Geschichte: Johannes Paul II. forderte 1998 politische und religiöse Freiheiten. Seit damals hat sich für Kubas Katholiken vieles verbessert. Und nun will die Regierung als Signal rund 80 nach der Revolution konfiszierte Kirchen zurückgeben.

Weiter in die USA

Am Dienstag reist Franziskus in die USA. Er ist der erste Papst, der beide Länder während einer Reise besucht. Er ermunterte die verantwortlichen Politiker, den Weg der Versöhnung weiterzugehen: "Als Beweis für den erhabenen Dienst, den zu leisten sie berufen sind für den Frieden und das Wohlergehen ihrer Völker."

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